Verkümmertes Geruchszentrum zeigt Alzheimer an

Mit den ersten Gedächtnislücken schwindet auch der Geruchssinn: Bei Alzheimer-Patienten verkümmert das Geruchszentrum im Gehirn. Die Schrumpfung des sogenannten Riechkolbens setzt bereits in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung, wenn die Merkfähigkeit nur geringfügig beeinträchtigt ist, ein und kann mit Hilfe der Magnetresonanztomographie festgestellt werden.

Den neuen Diagnosemarker haben Wissenschaftler der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg entdeckt; die Studie ist im Mai 2009 im „Journal of Alzheimer´s Disease“ veröffentlicht worden.

Alzheimer ist die häufigste Demenzerkrankung bei Personen über 65 Jahren: In Deutschland sind rund 1,2 Millionen Menschen betroffen, Tendenz steigend. Schon vor den ersten Symptomen lagern sich im Gehirn überschüssige Proteine in sogenannten Amyloid-Plaques und Neurofibrillen ab und schädigen die Nervenzellen, die schließlich absterben. Die Gehirnsubstanz schrumpft. Die Alzheimer-Erkrankung ist bislang nicht heilbar, Medikamente können lediglich den Krankheitsverlauf verlangsamen. Eine frühe Diagnose hat Vorteile für Alzheimer-Patienten: Die rechtzeitige Behandlung mit speziellen Medikamenten kann schwere Symptome hinauszögern und begleitende Beschwerden lindern.

Veränderungen auch bei Patienten mit Gedächtnisproblemen

Die Wissenschaftler der Sektion Gerontopsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg verglichen Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung als möglicher Vorform der Demenz und einer klinisch manifesten Alzheimer-Erkrankung mit gesunden Testpersonen. Bei Patienten mit Gedächtnisproblemen war der Riechkolben im Vergleich zu den gesunden Probanden deutlich verkleinert, besonders auffällig trat dies bei den Patienten zutage, deren Alzheimer-Erkrankung sich bereits manifestiert hatte.

Auch der mittlere Schläfenlappen verliert an Volumen, ein Gehirnbereich in direkter Nachbarschaft des Riechkolbens, der wichtige Strukturen für Gedächtnis und Sprachfähigkeit enthält. Das Team um Professor Dr. Johannes Schröder, Leiter der Sektion Gerontopsychiatrie, hatte bereits 2003 erstmals mit Hilfe der MRT gezeigt, dass der Schläfenlappen bei der Alzheimer-Erkrankung sehr früh geschädigt wird, noch bevor Leistungseinbußen auftreten. Da der Riechkolben ebenfalls sehr früh geschädigt wird, kann seine Volumenmessung in der Diagnostik zusätzlich hilfreich sein.

Heidelberger Gedächtnisambulanz bietet Früherkennung und Intervention an

Die Behandlung und Erforschung psychischer Leiden im höheren Lebensalter – insbesondere kognitiver Beeinträchtigungen, Demenzerkrankungen sowie depressiver Störungen – sind die Arbeitsschwerpunkte der Sektion für Gerontopsychiatrie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Dabei stehen Früherkennung und Intervention im Vordergrund: Schon seit 18 Jahren bietet die Sektion Sprechstunden für Patienten mit nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit an, in den letzten Jahren wurden hier die Möglichkeiten zur ambulanten und teilstationären Früh- und Differenzialdiagnostik ausgebaut. Pro Jahr suchen etwa 300 Patienten und ihre Angehörigen die Ambulanz auf.

Literatur:
Philipp A. Thomann, Vasco Dos Santos, Ulrich Seidl, Pablo Toro, Marco Essig and Johannes Schröder: „MRI-Derived Atrophy of the Olfactory Bulb and Tract in Mild Cognitive Impairment and Alzheimer's Disease“, Journal of Alzheimer's Disease 2009 May;17(1):213-21.
Weitere Informationen im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Gerontopsychiatrische-Forschung.1854.0.html
Ansprechpartner:
Dr. Philipp Thomann
Klinik für Allgemeine Psychiatrie
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Tel.: 06221 / 56 / 38 091
E-Mail: philipp.thomann@med.uni-heidelberg.de
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
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