Ventile für die Raucherlunge

Nur in starker Vergrößerung sind die kleinen Helfer in der Lunge und ihre Funktionsweise zu erkennen. Foto: Foto Pulmonx GmbH<br>

Rund 2.000 Euro kostet das Hightech-Miniventil, das Menschen mit Atemproblemen wieder Luft verschafft.

„Mit dem relativ neuen Verfahren können wir Patienten mit einem fortgeschrittenen Lungenemphysem sehr gut helfen, mit ihrer Erkrankung besser klar zu kommen“, sagte Privatdozent Dr. Sven Gläser aus der Klinik für Innere Medizin B der Universitätsmedizin Greifswald. In Mecklenburg-Vorpommern nimmt die Greifswalder Einrichtung damit eine Vorreiterrolle bei der Etablierung des neuen Verfahrens ein.

Bei einem Lungenemphysem ist die Lunge krankhaft überbläht; das Ein- und Ausatmen funktioniert nicht mehr richtig. Das Rauchen ist bei weitem der häufigste Risikofaktor bei dieser Erkrankung; aber auch chronische Entzündungen, Umweltgifte und genetische Veranlagungen spielen eine Rolle.

Durch die krankhafte Aufweitung der inneren Lufträume ist die normale Lungenfunktion und die innere Elastizität mehr oder weniger eingeschränkt, was zu starker Atemnot und Erstickungsanfällen führen kann. Die meisten Patienten leiden erheblich und permanent unter den Symptomen der nicht heilbaren und weit verbreiteten Lungenerkrankung.

„Das Verfahren der so genannten endobronchialen Ventilimplantation (EBV) kann jedoch zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen“, erläuterte Gläser. „Vor kurzem wurden erstmals einem Patienten in Greifswald erfolgreich mit einem Katheter vier Ventile eingesetzt.“ Bei der EBV-Therapie werden kleine Einwegventile in die Luftwege des Patienten implantiert, um den Luftstrom in die erkrankten Lungenbereiche und aus ihnen hinaus zu kontrollieren. Die Ventile helfen, die erschlafften und somit überblähten Lungenbläschen zu entlasten, so dass der Luftstrom wieder möglichst normal fließt und weniger stark erkrankte Bereiche der Lunge effektiver arbeiten können. In der Regel werden drei bis fünf Ventile in den betroffenen Lungenlappen eingesetzt.

Entscheidend für den Therapieerfolg ist eine sorgfältige Auswahl der Patienten, da nicht jeder an Lungenemphysem erkrankte Patient in Frage kommt. „Das ist ein minimal-invasives Verfahren, keine Operation. Innerhalb weniger Minuten sind die zwei Millimeter großen Metallgeflechte, die die krankhaft veränderten Lungenbereiche entlüften bzw. entblähen, über den Mund und die Luftröhre eingeführt und platziert. Der Patient spürt anschließend recht schnell die Erleichterung“, so der Lungenarzt. „Das ist auch das Hauptanliegen, die Luftnot zu bekämpfen und somit die Leistungsfähigkeit der Patienten zu verbessern.“

Universitätsmedizin Greifswald
Zentrum für Innere Medizin – Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Direktor: Prof. Dr. med. Stephan Felix
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