Universitätsklinikum Heidelberg startet erste Studie zur Schluckimpfung gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg bietet im Rahmen einer Studie erstmals eine Schluckimpfung zur Behandlung von Krebs an. Teilnehmen können Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom), der nicht operiert werden kann oder bereits Absiedlungen (Metastasen) gebildet hat.

Die Patienten erhalten während eines zehntägigen stationären Aufenthaltes im Klinisch-Pharmakologischen Studienzentrum (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Walter E. Haefeli) des Universitätsklinikums Heidelberg zusätzlich zur gängigen Chemotherapie vier Anwendungen des experimentellen Impfstoffs VXM01 oder eines Placebopräparats (unwirksames Scheinpräparat). In einer abschließenden Untersuchung prüfen die Studienärzte den Erfolg der Behandlung: „Nach zehn Tagen lässt sich bereits feststellen, ob die Impfung Auswirkung auf die körpereigene Krebsabwehr hat“, erklärt Studienleiter Privatdozent Dr. Hubertus Schmitz-Winnenthal, Leiter der Sektion für Endokrine Chirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Markus W. Büchler). Die Patienten werden nach ihrem stationären Aufenthalt bis zu 2 Jahre nachverfolgt.

Veränderte Bakterien stimulieren Immunsystem

Der neuartige Impfstoff VXM01 soll das körpereigene Immunsystem dazu stimulieren, die Blutgefäße des Tumors anzugreifen und zu zerstören. Dieses Gefäßsystem ist wichtig für die Nährstoffversorgung und damit für das Wachstum des Tumors sowie das Abwandern von Tumorzellen in andere Organe. „In Tierversuchen zeigten entsprechende Impfstoffe eine vielversprechende Wirkung auf verschiedenen Tumorarten.“, so Schmitz-Winnenthal. „Die Tumore wuchsen langsamer und bildeten weniger Metastasen. Die geimpften Tiere hatten deutlich bessere Überlebenschancen.“

Als Impfstoff dienen veränderte, abgeschwächte Bakterien: Sie tragen ein Gen, das für die Produktion des spezifischen Eiweißes sorgt (VEGFR-2); dieses kommt auf den Blutgefäßen des Tumors in großer Zahl vor. Kommen Zellen des Immunsystems an der Darmschleimhaut mit den von den Bakterien befallenen Zellen in Kontakt, bekämpfen sie diese als infiziert und potentiell gefährlich. So wird das Immunsystem geprägt, Zellen mit VEGFR-2 als feindlich zu erkennen und zu zerstören. Die bei VXM01 verwendeten Trägerbakterien sind bereits als Impfstoff zugelassen, gut verträglich und finden häufige Anwendung bei Impfungen gegen Typhusfieber.

VXM01 wurde von dem schweizerisch-deutschen Biotechnologie-Unternehmen VAXIMM, einer Ausgründung der Merck KgaA, in Zusammenarbeit mit Dr. Schmitz-Winnenthal entwickelt. In Zukunft soll VXM01 auch für die Anwendung bei anderen Krebsarten weiterentwickelt werden.

Interessenten für eine Teilnahme an der klinischen Studie wenden sich bitte an:

Klinisches Studienzentrum Chirurgie (KSC)
Universitätsklinikum Heidelberg
Chirurgische Klinik
Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg
Tel. 06221 / 56 6986
Fax 06221 / 56 6988
E-Mail: ksc@med.uni-heidelberg.de
Kontakt für Journalisten:
Privatdozent Dr. med. Friedrich-Hubertus Schmitz-Winnenthal
Leiter der Sektion für endokrine Chirurgie
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 566986
E-Mail: hubertus.schmitz-winnenthal@med.uni-heidelberg.de
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Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
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