Teststation für zahnfreundliche Produkte im Aufbau

Die Zahnklinik der Universität Witten/Herdecke baut eine Teststation für die Erforschung von Zahnbelägen und zahnfreundlichen Produkten auf. Im März übernahm Prof. Dr. Stefan Zimmer, der auf die Kariesvorbeugung spezialisiert ist, in Jena symbolisch eine Prothese, die dort bisher zur Messung der Mundflora diente.

„Das Labor in Jena, das einzige in Deutschland, wird geschlossen. Wir in Witten bauen ein neues auf, mit neuen Geräten, um uns am weltweiten Messsystem zu beteiligen“, erklärt Zimmer die Pläne, die Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen.

Dann wird Witten über ein modernes, computergestütztes Messsystem verfügen, mit dem der ph-Wert im Mund gemessen werden kann. Dieser ph-Wert zeigt die Säurekonzentration an, die nach dem Genuss von Süßigkeiten rapide ansteigt. „Die Bakterien im Mund wandeln den Zucker in Säure um und diese Säure entkalkt den Zahnschmelz, macht ihn damit weich und bereit für die Karieslöcher“, erläutert Zimmer den Zusammenhang. Das große Einzugsgebiet der Zahnklinik macht Witten zum idealen Standort für diese einmalige Einrichtung.

Denn keinesfalls Jeder kommt als Testperson in Frage, so eine Mess-Einheit passt schließlich nicht in jedes Gebiss und ohne die geht es nun mal nicht, macht Zimmer klar: „Die Prothese hat einen Messfühler, der genau im Zahnzwischenraum liegt. Dort wachsen die Bakterien am besten. Unsere Testpersonen dürfen sich dann zwei bis vier Tage lang die Zähne nicht putzen, damit auf jeden Fall genug Bakterien vorhanden sind.“ Für diese Unannehmlichkeit bekommen die Testpersonen eine finanzielle Entschädigung. Zähnen und Zahnfleisch schadet es bei sonst guter Mundhygiene nicht, ab und zu 2-4 Tage auf die Zahnbürste zu verzichten.

Diese Vorbereitung ist nötig, um dann die Wirkung von bestimmten Speisen und Getränken zu erforschen. Über einen winzigen Stecker und ein Kabel sendet die Sonde ihre Messwerte an den Computer und macht so die Reaktion der Bakterien sichtbar. „Die Bakterien arbeiten schnell: Nach 1-2 Minuten schlägt die Sonde schon an“, berichtet Prof. Zimmer. Zimmer ist ehrenamtlich Vorsitzender der „Aktion Zahnfreundlich e.V.“, einem gemeinnützigen Verein, der Produkte auszeichnet, die den Zähnen keinen Schaden zufügen. „Dazu müssen sie nicht nur zuckerfrei im Sinne des Gesetzes sein, sondern auch auf versteckten Zucker, z.B. Fruchtzucker verzichten. Auch geringe Spuren von anderen Kohlenhydraten können schon für die Säureproduktion ausreichen. Außerdem dürfen die Produkte keinen zu hohen Anteil an Säuren, z.B. an Zitronensäure, haben. Die wird gerne als Konservierungsmittel eingesetzt, aber der Säureanteil schädigt den Zahn direkt, ohne Umweg über die Bakterien. Beides können wir mit dieser Telemetriestation, die wir aufbauen, messen.“

Die Forscher arbeiten beim Aufbau in einem internationalen Verbund, weitere Messstationen stehen in Zürich und Tokyo. Die Wittener Station muss erst mit geeichten Proben nachweisen, dass sie ebenso einwandfreie Messungen produziert wie die anderen, damit sie anerkannt werden kann. „Ein Ziel der Arbeit ist es, zahnfreundliche Produkte für den Verbraucher mit dem Logo des Zahnmännchens erkennbar zu machen. Denn immer noch sind zu viele Produkte auf dem Markt, die über versteckten Zucker oder andere Zutaten die Zähne schädigen. Bisher haben nur rund 100 Produkte diese Auszeichnung verdient. Das wollen wir langfristig ändern“, blickt Zimmer in eine hoffnungsvolle Zukunft.

Media Contact

Kay Gropp idw

Weitere Informationen:

http://www.zahnmaennchen.de

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