Stammzellen: Ohren aus dem eigenen Fettgewebe

Ohr: Forscher formen Organ mit Stammzellen (Foto: pixelio.de, Ingo Sturm)

Wissenschaftler des Great Ormond Street Hospital http://gosh.nhs.uk planen Gesichter von Menschen mithilfe von Stammzellen zu rekonstruieren, die aus dem Fett der Patienten stammen. Das Team hat Knorpel im Labor hergestellt und geht davon aus, dass sie für die Wiederherstellung von Ohren und Nasen eingesetzt werden können. Das Verfahren könnte zur Revolutionierung der medizinischen Versorgung führen. Details wurden im Fachmagazin Nanomedicine http://nanomedjournal.com publiziert.

Zellen nehmen Wunschform an

Die Mediziner wollen mit dem neuen Verfahren Krankheiten wie Mikrotie behandeln, die dazu führt, dass sich das Ohr nicht richtig entwickelt. Die Folgen können ein fehlendes oder missgebildetes Hörorgan sein. Derzeit werden betroffenen Kindern Knorpel aus ihren Rippen entnommen, die von den Chirurgen zu einer Nachbildung des Ohres geformt und dann implantiert werden. Dafür sind mehrere Operationen erforderlich. Die Narben auf dem Brustkorb bleiben jedoch und die Rippenknorpel erholen sich nie mehr vollständig.

Für das alternative Verfahren müsste dem Kind nur eine winzige Fettprobe entnommen werden. Daraus würden Stammzellen gewonnen, die in der Folge weiterwachsen. Ein ohrförmiges „Gerüst“ würde in der Flüssigkeit mit den Stammzellen platziert. Die Zellen nehmen dann die gewünschte Form und Struktur an. Chemikalien würden dafür eingesetzt, die Stammzellen dazu zu bringen, sich zu Knorpelzellen zu entwickeln. Sie könnten dann unter die Haut des Kindes implantiert werden, um die Form eines Ohres zu erzielen. Es ist den Wissenschaftlern bereits gelungen, Knorpel in dem Gerüst herzustellen. Sicherheitstests sind jedoch noch erforderlich, bis ein Einsatz bei Patienten möglich ist.

Kinder schonender behandeln

Laut Patrizia Ferretti, eine der Autorinnen der Studie, ist es außergewöhnlich, über eine Art von Zellen zu verfügen, die nicht tumorauslösend sind und wieder zum gleichen Patienten zurückkehren können. „Es gibt dabei keine Probleme mit der Immunsuppression und sie können die gewünschten Aufgaben erfüllen. Es wäre so etwas wie der Heilige Gral, dieses Verfahren in einem einzigen Eingriff umsetzen zu können und damit die Belastung für die Kinder entscheidend zu verringern. Dazu kommt noch eine Struktur, die hoffentlich mit dem Kind mitwächst.“

Das Verfahren könnte auch dazu eingesetzt werden, Knorpel für andere Gewebe wie die Nase herzustellen. Sie kann nach Krebsoperationen bei Erwachsenen geschädigt sein. Mit dem gleichen Ausgangsmaterial sollte es laut den Ärzten auch möglich sein, Knochen herzustellen. Ferretti zufolge stehen die Wissenschaftler jedoch erst am Anfang. In einem nächsten Schritt soll die Wahl der Materialien perfektioniert und das Verfahren weiterentwickelt werden.

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Michaela Monschein pressetext.redaktion

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