Spezielle Kompetenz in der HNO-Klinik: Wuchernde Narben unsichtbar machen

Kombinationstherapie mit Kompressionssystem - Beispiel für die erfolgreiche Behandlung eines Keloids: a/b: Keloid vor der Entfernung; c/d: nach der chirurgischen Entfernung; e/f: Behandlung mit dem Kompressionssystem; g/h: Endergebnis der erfolgreichen Therapie<br>

Die Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Narbenwucherungen, so genannte Keloide, am Ohr dauerhaft erfolgreich behandelt werden können.

Bei der Behandlungsmethode kommt im Anschluss an die chirurgische Entfernung des Keloids und Injektion von Kortikosteroiden ein neu entwickeltes Kompressionssystem zum Einsatz. Das erfolgreiche Behandlungsschema ist an der HNO-Klinik fest etabliert.

Die Wundheilung unterliegt einer fein regulierten Balance zwischen Synthese und Abbau von Ersatzgewebe. Beim normalen Heilungsprozess einer Wunde bildet sich eine unauffällige Narbe. Gerät der Prozess von Auf- und Abbau jedoch aus der Balance, kommt es zu Fehlentwicklungen in die eine oder andere Richtung: zu chronisch offenen Stellen oder zu Narbengewebe, das die gesunde Haut überwuchert.

Keloide treten bei fünf bis 15 Prozent der Wunden auf. Die Rückfallrate nach der erfolgreichen Entfernung des Keloids ist ausgesprochen hoch. Eine genetische Prädisposition ist wahrscheinlich. So neigt beispielsweise dunkel pigmentierte Haut zur häufigeren Ausbildung von Keloiden.

Ein Keloid ist auffällig, nicht schön anzusehen und führt häufig zu Bewegungseinschränkungen. Im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich treten Keloide bevorzugt an den Ohrmuscheln auf. Aufgrund der komplexen Form der Ohrmuschel und ihres empfindlichen Knorpelgerüsts ist der Erhalt der natürlichen Ohrmuschelform nach der Therapie eines Keloids eine Herausforderung für jeden plastischen Gesichts-Chirurgen.

Bei der Behandlung von Keloiden kommt eine Vielfalt von therapeutischen Methoden zur Anwendung; ein sicheres Zeichen dafür, dass die Entstehungsmechanismen von Keloiden komplex und bislang nicht wirklich verstanden sind. Dr. med. Gregor Bran von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik geht dem nach. Er erforscht mit seinen Mitarbeitern die Pathophysiologie, die zur Entstehung von Keloiden führt, anhand von Keloidgewebeproben. Die Wissenschaftler untersuchen die Proben im Labor auf relevante Schlüsselproteine und Zytokine. Die zentrale Frage: Sind Keloide das Ergebnis einer übermäßigen Produktion von Ersatzgewebe oder Ergebnis eines reduzierten Abbaus dieses Gewebes – oder ist es eine Kombination von beidem?

Sobald die Entstehungsmechanismen von Keloiden verstanden sind, können auf dieser Basis effektive Therapieansätze auf molekulargenetischer Ebene entwickelt werden. Bis dahin werden die klassischen therapeutischen Methoden weiter optimiert.

Der Einsatz eines neu entwickelten Kompressionssystems bei dem von Dr. Bran neben seiner Forschungsarbeit im Labor eingeführten Behandlungsschema für am Ohr befindliche Keloide führt zu einer weiteren Glättung der Narbe. Die dabei verwendeten Kompressionsschienen werden individuell angepasst, indem sie von der Ohrmuschel abgeformt werden. Sie ermöglichen eine hochpräzise Therapie, indem sie auf ein zehntel Millimeter genau Druck auf das Narbengewebe ausüben.

Keloide haben die Tendenz wiederzukommen. Mit dem Schienensystem kann dem sicher und dauerhaft vorgebeugt werden. Ein Magnetsystem vereinfacht die Anwendung, sodass die Schiene sogar von Kindern angelegt werden kann. Nach den Erfahrungen von Dr. Bran ist es ausreichend, die Schiene während der Nacht zu tragen, was die Akzeptanz bei den Patienten erhöht.

Media Contact

Dr. Eva Maria Wellnitz idw

Weitere Informationen:

http://www.umm.de

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