Schwere Depressionen: Wie kann man am besten helfen?

Depressionen zählen in Deutschland zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Rund fünf Prozent der Bevölkerung, also etwa vier Millionen Menschen, leiden aktuell an, viele davon an einer schweren Depression. Kann man gerade diesen Menschen wirksam helfen?

Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Forschergruppe um Diplom-Psychologin PD Dr. Elisabeth Schramm vom Universitätsklinikum Freiburg. Die Wissenschaftler untersuchten bei schwer depressiven Patienten die Wirksamkeit der Interpersonellen Psychotherapie (IPT) in Kombination mit Antidepressiva im Vergleich zu anderen gängigen psychiatrischen Behandlungsmethoden in Verbindung mit Antidepressiva. Die Ergebnisse zeigten, dass die IPT plus Antidepressiva bei schwer depressiven, aber auch bei chronisch depressiven Patienten Vorteile gegenüber einer psychiatrischen Standardtherapie hat.

Denn nach fünf Wochen wies die IPT-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe eine weitaus größere Verminderung der depressiven Symptome auf. Die Ansprechraten waren ebenfalls höher als bei den Patienten, die nach dem klinischen Routineprozedere behandelt wurden. Bei der IPT-Gruppe waren zudem die Remissionsraten tendenziell besser als bei der Kontrollgruppe. Auch bei der ersten Nachuntersuchung nach der Klinikentlassung zeigten Patienten mit IPT einen weitaus größeren Behandlungserfolg.

Das Thema Psychotherapie von psychischen Störungen und Erkrankungen wird ein Schwerpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sein, die von Mittwoch, den 26. November, bis Samstag, den 29. November 2008, im Internationalen Congress Centrum (ICC) in Berlin stattfindet. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Veranstaltungen stehen u.a. die Fragen nach innovativen Therapieansätzen bei psychischen Erkrankungen und zur Neurobiologie psychotherapeutischer Verfahren. Wie im vergangenen Jahr erwartet die DGPPN wieder mehr als 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem Kongress, der inzwischen in Europa zur größten wissenschaftlichen Tagung auf dem Gebiet der psychischen Störungen geworden ist. Neben dem wissenschaftlichen Programm sowie dem Programm der Fort- und Weiterbildungsakademie hat die DGPPN eine Reihe von Angeboten vorgesehen, die sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Schülerinnen und Schüler der Berliner Schulen richten.

Literatur: Schramm E, van Calker D, Dykierek P, Lieb K, Kech S, Zobel I, Leonhart R, Berger M.: An intensive treatment program of interpersonal psychotherapy plus pharmacotherapy for depressed inpatients: acute and long-term results. Am J Psychiatry. 164 (5),768-77 (2007); Schramm E, Schneider D, Zobel I, van Calker D, Dykierek P, Kech S, Härter M, Berger M.: Efficacy of Interpersonal Psychotherapy plus pharmacotherapy in chronically depressed inpatients. J Affect Disord. 109 (1-2), 65-73 (2008).

Information und Anmeldung zum Kongress: dgppn08@cpo-hanser.de sowie im Internet: www.dgppn-kongress.de

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Dr. Thomas Nesseler idw

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