Schutz vor Hepatitis C mit den richtigen Genen

Dies erfolgte anhand eines einzigartigen Patientenkollektivs das Ende der 70er Jahre in der ehemaligen DDR zufällig mit HCV infiziert worden war.

Die Ergebnisse zeigen, dass scheinbar eine ideale Kombination aus den richtigen Genen und dem dazu „passenden“ Virus für eine Ausheilung notwendig ist und stellen für die Impfstoffentwicklung eine große Herausforderung dar.

Das Hepatitis C Virus (HCV) gehört weltweit zu den häufigsten Ursachen von chronischen Entzündungen der Leber. Am Ende der Erkrankung kann eine Leberzirrhose entstehen, verbunden mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten von Leberkrebs. Allerdings entwickeln nicht alle Patienten, die sich mit HCV anstecken, eine chronische Infektion. Bei einem Teil der Patienten kann das Immunsystem das Virus aus eigener Kraft in Schach halten und sogar vollständig aus dem Körper eliminieren. Es ist daher von großem Interesse, die Ursachen für diese unterschiedlichen Verläufe der Hepatitis C zu verstehen. Dieses Verständnis kann zukünftig dazu beitragen, einen Impfstoff gegen HCV zu entwickeln.

In dem gemeinsamen Forschungsprojekt wurde die Bedeutung von wirtsgenetischen Faktoren für den Verlauf der HCV-Infektion untersucht. Grundlage für die Untersuchungen war eine Gruppe von Frauen, die Ende der 70er Jahre in der ehemaligen DDR HCV-kontaminierte Blutprodukte zur sogenannten „Rhesus-Prophylaxe“ erhalten hatten. Es zeigte sich, dass eine Variante im Erbgut signifikant häufiger bei Frauen zu finden war, die spontan ihre HCV-Infektion ausheilen konnten.

Die Variante liegt in der Nähe des Gens für den Entzündungsbotenstoff Interferon-λ und war im Falle einer frischen HCV-Infektion mit stärker ausgeprägten Symptomen als Folge einer besseren Immunantwort assoziiert. Der günstige Effekt dieser Gen-Variante war allerdings dann aufgehoben, wenn eine zweite Variation im Erbgut (CCR5Δ32) vorkam.

Ein weiterer genetischer Faktor, der den Verlauf einer Hepatitis C beeinflusst, ist das aus der Transplantationsmedizin bekannte humane Leukozytenantigen (HLA). Die genetisch festgelegten HLA-Strukturen auf den Zellen bestimmen darüber, welche Bereiche aus dem Virus dem Immunsystem präsentiert werden können. Für bestimmte Varianten dieser HLA-Strukturen konnte gezeigt werden, dass sie vorteilhaft für den Verlauf der Hepatitis C sind.

Dieser günstige Effekt einzelner HLA-Varianten ließ sich in der aktuellen Studie überraschend nicht bestätigen. Die Erklärung fand sich bei weiteren Untersuchungen des Virus aus der Infektionsquelle. Bereits vor der Übertragung auf die Frauen hatte das Virus Mutationen in seinem Erbgut, die dazu führten, dass wichtige Bereiche nicht mehr über die HLA-Strukturen dem Immunsystem präsentiert werden konnten. Dadurch war das Virus für das Immunsystem weitgehend unsichtbar und konnte eine anhaltende Infektion verursachen.

Die Untersuchungen in dieser einzigartigen Patientengruppe zeigen die große Komplexität des Wechselspiels zwischen Patient und HCV. Auf der einen Seite steht die überwiegend genetisch festgelegte Immunantwort und auf der anderen Seite HCV mit seiner Möglichkeit der raschen evolutionären Anpassung. Scheinbar ist eine ideale Kombination aus den richtigen Genen und dem dazu „passenden“ Virus für eine Ausheilung notwendig.

Die Wilhelm Sander-Stiftung förderte dieses Forschungsprojekt mit 78.000 Euro. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontakt (Projektleitung):
Prof. Dr. med. Jörg Timm, Institut für Virologie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Tel.: +49 (0)201 723 2306, Email: joerg.timm@uni-due.de

Prof. Dr. med. Jacob Nattermann, Universitätsklinik Bonn, Tel.: +49 (0)228 287 51416, Email: jacob.nattermann@ukb.uni-bonn.de

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Bernhard Knappe idw

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