Schmerzmittel wirken keine Wunder

Zwischen opioidhaltigen, d.h. vom Morphin abgeleiteten, und anderen Schmerzmitteln lässt sich der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) behauptete Wirkungsunterschied nicht nachweisen.

Auch ist die mit allen Schmerzmitteln erzeugte Schmerzlinderung bei Patienten mit chronischem Schmerz so gering, dass dieser von einem Fachgremium keine klinische Bedeutung zuerkannt worden ist. Zu diesen Ergebnissen kommt die Arbeitsgruppe um Prof. Hardo Sorgatz und Henriette Reinecke vom Institut für Psychologie der TU Darmstadt.

Die Arbeitsgruppe untersuchte im Auftrag der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes, ob opioidhaltige Medikamente überhaupt wirksam gegen chronische Schmerzen sind. Unter Mitarbeit von 16 medizinischen Fachgesellschaften hat das TU-Team umfangreiches Datenmaterial recherchiert und daraus klinische Empfehlungen abgeleitet.

Diese gingen in eine medizinische Leitlinie ein, die vor kurzem auf der Leitlinienseite der Arbeitsgemeinschaft medizinischer Fachgesellschaften veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die schmerzlindernde Wirkung opioidhaltiger Medikamente bereits nach drei Monaten deutlich nachlässt und bei noch längerer Einnahme nicht mehr nachweisbar ist.

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ist kritisch zu hinterfragen, warum opioidhaltige Schmerzmittel konsumiert werden, ohne dass eine merkliche Schmerzlinderung eintritt. Die Untersuchung könnte ebenso Auswirkungen auf die Maßnahmen der Bundesarzneimittelbehörde der USA (FDA) haben, die kürzlich die Einleitung strenger Maßnahmen gegen opioidhaltige Medikamente beschlossen hat. Damit sollen der seit zehn Jahren steigende Missbrauch mit zum Teil lebensgefährlichen Überdosierungen und die zunehmenden Verschreibungen auch an opioid intolerante Patienten unterbunden werden.

Die bestehenden US-Gesetze haben sich als ungeeignet erwiesen, zwischen intentionalem bzw. beiläufigem Missbrauch, das heißt, Einnahme trotz ausbleibender Schmerzlinderung, und medizinisch sinnvoller Anwendung von Opioiden zur Behandlung chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen zu unterscheiden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hardo Sorgatz, E-Mail: sorgatz@psychologie.tu-darmstadt.de

Media Contact

Jörg Feuck idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-darmstadt.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer