Schlaganfall schädigt auch unbeteiligte Hirnareale

Ein Schlaganfall beeinträchtigt sogar Hirnbereiche, die primär gar nicht betroffen sind. Forscher des Bernstein Netzwerks und der Universitäten Göttingen und Jena schließen abschließend zu ihrer Studie daraus, dass plastische Veränderungen im Gehirn von weit größeren Netzwerken moduliert werden als bisher angenommen.

Beim Versuch mit Mäusen konnte durch die Gabe von Entzündungshemmern ein Teil der Netzwerke seine Lernfähigkeit wiedererlangen.

Die Forscher haben bei den Versuchsmäusen in einem bestimmten Hirnareal einen Schlaganfall ausgelöst. „Der Schlaganfall zeigte auch Auswirkungen auf das Lernen in fernliegenden Arealen“, sagt Studienautorin Siegrid Löwel, die Neurobiologin am Bernstein Fokus Neurotechnologie und der Universität Göttingen ist, im pressetext-Interview.

Informationsverarbeitung gestört
Schon lange beobachten Wissenschaftler, dass lokal begrenzte Durchblutungsstörungen auch Auswirkungen auf weit entfernte Gehirnbereiche haben können. Die Forscher haben empirisch geprüft, welche Auswirkungen ein lokaler Schlaganfall auf neuronale Plastizität im Sehsystem von Mäusen hat. Verschließt man bei gesunden Tieren ein Auge, erhöht sich die Sehschärfe des verbleibenden und beide Hirnhälften widmen sich verstärkt der Informationsverarbeitung des offenen Auges.

„Wir konnten zeigen, dass dem Gehirn diese Fähigkeit in der Zeit nach einem Schlaganfall abhanden kommt“, sagt Franziska Greifzu, Doktorandin im Labor von Löwel. Für die Untersuchung wurde an einer Stelle in der Hirnrinde ein Schlaganfall ausgelöst, die keinen bekannten Einfluss auf das Sehsystem hat. Verschlossen die Wissenschaftler danach eines der Augen, konnte sich das Gehirn nicht an die neue Situation anpassen. Das Tier hatte seine Lernfähigkeit verloren.

Therapien beim Menschen fraglich
Die Wissenschaftler untersuchten zudem, ob Entzündungsreaktionen für die Störungen verantwortlich sein könnten. Dazu behandelten sie die Tiere direkt nach dem Schlaganfall mit einem entzündungshemmenden Medikament. Tatsächlich entwickelten die behandelten Tiere – genau wie die gesunden Tiere – eine Erhöhung der Sehschärfe des offenen Auges.

„Die durch den Schlaganfall gestörte Lernfähigkeit konnte durch den Entzündungshemmer wieder normalisiert werden“, erklärt Otto W. Witte, Neurologe am Universitätsklinikum Jena http://www.neuro.uniklinikum-jena.de . „Letztlich haben wir nur Experimente mit Mäusen gemacht“, sagt Löwel. Im Allgemeinen funktionieren Therapien, die bei Mäusen anschlagen, beim Menschen jedoch nicht.

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Oranus Mahmoodi pressetext.redaktion

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