Schlaganfall: Mehr Patienten erhalten Lysetherapie

Die Zahl der Schlaganfallpatienten, die eine sogenannte Lysetherapie erhalten, ist in den letzten Jahren gestiegen. Grund hierfür ist eine Verlängerung des Zeitfensters für die Therapie von drei auf viereinhalb Stunden nach dem Auftreten der Schlaganfallsymptome.

Bei der Lyse wird das Blutgerinnsel im Gehirn, das den Schlaganfall verursacht hat, medikamentös aufgelöst. Befürchtungen, dass das größere Zeitfenster die Behandlung verlangsamt, haben sich nicht bestätigt. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich der jüngsten Auswertung des Patientenregister SITS („Safe Implementation of Treatment in Stroke”) hin. Die Ergebnisse sind kürzlich in der Fachzeitschrift „Lancet Neurology“ erschienen.

Im September 2008 hat eine große internationale Studien gezeigt, dass eine Lyse bis zu viereinhalb Stunden nach Einsetzen der Schlaganfallsymptome sicher und effektiv durchgeführt werden kann. Zuvor hatte das Zeitfenster für die Behandlung nur drei Stunden umfasst. „Die Studienergebnisse waren enorm wichtig für die Schlaganfalltherapie. Wir können seither bei bedeutend mehr Patienten eine Lyse durchführen. Denn sehr viele Betroffene werden erst nach drei Stunden in eine Klinik aufgenommen. Doch zugleich bestand die Befürchtung, dass der verminderte Zeitdruck den Behandlungsablauf verlangsamt“, sagt Professor Dr. med. Martin Grond, Mitautor der Studie und Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.

Dies ist jedoch nicht der Fall, wie die jüngste Auswertung des Patientenregister SITS zeigt. Auch heute benötigen die Kliniken im Durchschnitt 65 Minuten vom Eintreffen der Patienten in der Klinik bis zum Beginn der Lyse. Genauso lange brauchten sie auch vor der Ausweitung des Zeitfensters.

Gleichzeitig steigt die Zahl jener Patienten kontinuierlich an, die später als drei Stunden nach Symptombeginn behandelt werden. „Die Daten zeigen, dass die Ergebnisse der Studie schnell von den Kliniken umgesetzt wurden – und zwar ohne den Beginn der Therapie zu verzögern und den hohen Behandlungsstandard herabzusetzen“, erklärt Grond.

„Die grundlegende Regel in der Schlaganfalltherapie bleibt: Jede Minute zählt! Je schneller die Lyse erfolgt, um so besser sind die Ergebnisse“, betont der Experte weiter. „Daher müssen wir in der Klinik versuchen, noch schneller zu werden. 65 Minuten sind zwar ein akzeptabler Durchschnittswert, 30 Minuten wären aber ideal“.

Einschränkend muss jedoch betont werden, dass eine Zulassungserweiterung der Thrombolyse auf viereinhalb Stunden noch nicht erfolgt ist. Die Therapie im verlängerten Zeitfenster darf derzeit nur im Rahmen eines sogenannten individuellen Heilversuchs erfolgen. Nach einem Schlaganfall sollten Betroffene auf jeden Fall so schnell wie möglich in die nächste Klinik mit einer Schlaganfall-Spezialstation, einer Stroke Unit, transportiert werden. Vor der Lysetherapie müssen die Ärzte dort mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomographie eine Hirnblutung als Ursache des Schlaganfall ausschließen. Denn dann würde eine Lysetherapie die Situation verschlimmern und dem Patienten schaden.

Quelle:

Ahmed N, Wahlgren N, Grond M, Hennerici M, Lees KR, Mikulik R, Parsons M, Roine RO, Toni D, Ringleb P; for the SITS investigators. Implementation and outcome of thrombolysis with alteplase 3-4.5 h after an acute stroke: an updated analysis from SITS-ISTR. Lancet Neurology 2010; 9: 866-874

Pressekontakt für Journalisten:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressestelle
Silke Stark
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org

Media Contact

Silke Stark idw

Weitere Informationen:

http://www.dsg-info.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer