Warum "Lazy Susan" ein schwaches Herz hat

Wenn junge, scheinbar gesunde Sportler plötzlich zusammenbrechen, kann es am vererbten Herzleiden liegen. Eine genetische Veränderung, die zur Herzschwäche führen kann, haben Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg jetzt im Tiermodell entdeckt. Schon eine einzige „falsche“ Aminosäure macht Zebrafische herzkrank. Da die Fische eine ähnliche genetische Ausstattung wie Menschen haben, dürfte dieser Fehler auch beim Menschen ausschlaggebend sein.

Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) ist nicht nur eine Erkrankung als Folge eines Herzinfarkts oder einer Herzmuskelentzündung. Gerade bei jüngeren Menschen liegt oft eine genetische Ursache (Kardiomyopathie) zugrunde. In Deutschland sind rund 30.000 Menschen betroffen, wobei die Krankheit oft lange unentdeckt bleibt. Bekannt sind die tragischen Fälle von Sportlern, die plötzlich beim Training oder im Wettkampf zusammenbrechen. Die kardiologische Abteilung der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor Prof. Hugo Katus) ist eines der Schwerpunkt-Zentren in Deutschland für die Behandlung und Erforschung der Herzmuskelschwäche.

Forschungsobjekt der Heidelberger Wissenschaftler ist seit vielen Jahren der Zebrafisch. „Lazy Susan“ heißt die genetische Variante, die an Herzmuskelschwäche leidet und ihren Spitznamen wegen ihres langsamen Blutflusses trägt. Dr. Benjamin Meder und Christina Laufer aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Wolfgang Rottbauer (Abteilung Kardiologie) untersuchten ihr Muskeleiweiß Myosin-Leichte-Kette-1, das an der Kontraktion des Herzmuskels beteiligt ist. Die entscheidende Veränderung entdeckten sie in der Aminosäure Serin 195, die durch eine Mutation verloren ging. Diese Veränderung ist ausreichend, um zu einer schweren Einschränkung der Herzleistung zu führen.

Rund 70 Prozent der Gene von Zebrafisch und Mensch sind identisch

Sind diese Forschungsergebnisse vom Zebrafisch auf den Menschen übertragbar? Im nächsten Schritt wollen die Heidelberger Kardiologen im Erbgut von Patienten nach der gleichen Mutation fahnden. Da ca. 70 Prozent von menschlichen Genen mit dem Erbgut von Zebrafischen übereinstimmen, sind die Forscher zuversichtlich, dass die Serin 195-Mutation im menschlichen Herzen ähnliche Auswirkungen hat. Die Forscher hoffen zudem, neue Therapieansätze bei Patienten entwickeln zu können. Denkbar wäre eine gezielte Beeinflussung der Aminosäure Serin, die dazu führt, dass das Motorprotein Myosin wieder effektiver arbeiten kann.

Literatur:
Benjamin Meder, Christina Laufer, David Hassel, Steffen Just, Sabine Marquart, Britta Vogel, Alexander Hess, Mark C. Fishman, Hugo A. Katus and Wolfgang Rottbauer. A Single Serine in the Carboxy-terminus of Cardiac Essential Myosin Light Chain-1 Controls Cardiomyocyte Contractility in-Vivo“, Circulation Research, published online Jan 22, 2009, DOI:10.1161/CIRCRESAHA.108.186676
Ansprechpartner:
Dr. Benjamin Meder
Otto Meyerhof Zentrum/Innere Medizin III
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 350
69120 Heidelberg
Tel: 06221 / 56 48 35
E-Mail: Benjamin.Meder(at)med.uni-heidelberg.de
Information im Internet:
Forschungslabor PD Dr. Wolfgang Rottbauer
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Labor-Rottbauer.8222.0.html?&FS=0
Herzinsuffizienz-Ambulanz der Abteilung Kardiologie in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Herzinsuffizienz-und-Transplantations-Ambulanz.5589.0.html?&L=de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
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Dr. Annette Tuffs
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