"Baukasten Blut" – Vorpommern helfen, Erbinformationen zu entschlüsseln

Greifswalder Forscher haben zusammen mit Wissenschaftlern aus Europa und Nordamerika Gene entschlüsselt, die sich direkt auf die Blutzellen auswirken.

„In einer beispiellosen Zusammenarbeit ist es 80 Forschern gelungen, Erbinformation zu identifizieren, durch die die Anzahl und Größe der wichtigsten menschlichen Blutzellen beeinflusst werden“, informierte heute Professor Andreas Greinacher (Foto), Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Greifswalder Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin. Die Ergebnisse werden im November in Nature Genetics publiziert (online ab 12. Oktober), einer der bedeutendsten Fachzeitschriften für naturwissenschaftliche Forschung.

„Erneut haben dabei die Daten der Gesundheitsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania) geholfen, wichtige genetische Funktionen aufzudecken“, so Greinacher. SHIP ist eine der größten Gesundheitsstudien zur Erforschung von Volkskrankheiten. Derzeit läuft die dritte Reihenuntersuchung.

In dem wissenschaftlichen Gemeinschaftswerk unter der Federführung des renommierten britischen Wellcome Trust Sanger Instituts wurden die Gene von rund 14.000 Menschen, davon 4.300 aus Vorpommern, untersucht. Die Daten aus Vorpommern stammen aus der seit zehn Jahren laufenden SHIP-Studie aus den Regionen Greifswald, Stralsund, Ost- und Nordvorpommern. Die Forscher haben über zwei Millionen genetische Unterschiede analysiert und konnten 22 genetische Veränderungen herausfiltern, die für die Zahl und die Größe unserer Blutzellen von Bedeutung sind. Davon sind 15 Genvarianten weltweit erstmals identifiziert worden. Von deutscher Seite waren neben Greifswald mit den Instituten für Immunologie und Transfusionsmedizin, Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Community Medicine, Genetik und Funktionelle Genomforschung das Helmholtz Zentrum München, das Uniklinikum Kiel-Lübeck sowie die Universität Regensburg beteiligt.

Jetzt können Wissenschaftler wie in einem Baukastensystem die verschiedenen Steine zusammensetzen, die die Bildung von Blutzellen steuern. Die Ergebnisse haben weitreichende Bedeutung für das Verständnis der Entstehung von vielen Erkrankungen. Diese Gene beeinflussen über die Größe und Anzahl der Blutzellen die Entwicklung von Krebszellen, aber auch das Risiko für einen Herzinfarkt. „Diese international wertvollen Forschungsergebnisse verdanken wir auch der Bereitschaft der Bevölkerung in Vorpommern, aktiv an der SHIP-Studie mitzuwirken“, betonte der Transfusionsmediziner.

Das Wellcome Trust Sanger Institut in der Nähe von Cambridge ist eines der führenden internationalen Genomforschungsinstituten.

Nature Genetics 11/2009 (http://www.nature.com)
„A genome-wide meta-analysis identifies 22 loci associated with eight hematological parameters in the HaemGen consortium“
Ansprechpartner am Universitätsklinikum Greifswald
Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin
Abteilung Transfusionsmedizin
Leiter: Prof. Dr. med. Andreas Greinacher
Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
T + 49 3834 86-54 79
E greinach@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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