"Auto-Neurostimulation" bei Chronischem Schmerz – Neuer "Schmerzschrittmacher" passt sich selbstständig der

Das Problem bisher: verändert der Patient seine Körperhaltung (Liegen, Stehen, Sitzen) muss er den elektrischen Impuls jeweils selbst anpassen. Ein neuer Neuromodulator erkennt nun die Körperhaltung des Patienten und passt die Stimulation automatisch an. Dieser neue „Schmerzschrittmacher“ wird erstmals an der Uniklinik Köln eingesetzt. Schmerz ist eine Folge elektrischer Reizübertragung im Körper. Von der Schmerzquelle wird der Reiz über die Rückenmarksnerven an das Gehirn geleitet, wo er als Schmerz wahrgenommen wird.

Von Chronischem Schmerz spricht man, wenn dieser über sechs Monate ständig oder immer wiederkehrend auftritt. Verschiedene Verletzungen und Krankheiten können ihn auslösen, zum Beispiel Nervenverletzungen oder Krebs. Häufig sind Rücken und Beine betroffen. Bleibt der Chronische Schmerz unbehandelt, kann er sich zu einer eigenständigen Krankheit entwickeln, unabhängig davon, ob die eigentliche Ursache noch besteht oder nicht. Betroffene Patienten sind dadurch physisch und emotional stark beeinträchtigt.

Die Neurostimulation reduziert Chronische Schmerzen durch elektrische Impulse in der Nähe des Rückenmarks – ähnlich der Technik der Tiefen Hirnstimulation. Die elektrische Stimulation überlagert den Schmerz, der im Rückenmark entsteht und ins Bein ausstrahlt. „Hier setzen wir mit der Neurostimulation an“, erläutert Dr. Thorsten Riethmann, Stellvertretender Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie. „Durch die Elektroden wird die Weiterleidung des Schmerzes in das Gehirn des Patienten gehemmt. Der Patient empfindet ein angenehmes Kribbeln dort, wo er zuvor den Schmerz gespürt hat.“

Eine Umfrage bei Patienten mit implantiertem Neurostimulationssystem ergab, dass 71 Prozent der Patienten bei Änderungen der Körperhaltung eine unangenehme oder verminderte Stimulation verspüren. Darauf müssen die Patienten bisher mit einer Änderung der Stimulationseinstellungen auf ihrem Programmiergerät reagieren. Mehr als 60 Prozent passen die Stimulation mindestens einmal am Tag an.

Der „RestoreSensor“ ist der erste Neurostimulator, der die Änderung der Körperhaltung des Patienten erkennen und aktiv darauf reagieren kann. Ein Bewegungssensor erkennt automatisch, in welcher Position sich der Patient befindet. Ändert der Patient seine Körperhaltung, stellt er die für ihn angenehme Stimulationsstärke einmalig ein. Das System „lernt“, welche Einstellungen der Patient für die jeweilige Position bevorzugt und wählt bei der nächsten Änderung der Körperhaltung automatisch die passenden Einstellungen aus.

„Die Patienten können sich so freier bewegen als vorher. Der Alltag mit der Neurostimulation wird unkomplizierter“, sagt Riethmann. Diese neue Form des „Schmerzschrittmachers“ eignet sich vor allem für neuropatischen Schmerz. Beispiele sind Schmerzausstrahlungen ins Bein nach Rückenoperationen, Schmerzen nach Herpes Zoster oder bei CRPS (Morbus Sudeck). „Außerdem können wir den neuen Neurostimulator bei anhaltenden Rückenschmerzen verwenden oder nach bereits erfolgten Rückenoperationen – zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall – wenn alle anderen Therapien bereits versagt haben“, erklärt Dr. Athanasios Koulousakis, Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie.

Nach vorheriger Anmeldung bei der Pressestelle der Uniklinik Köln kann eine begrenzte Anzahl von Journalisten an der Implantation des neuen Neurostimulators am Dienstag den 20.04.2010 teilnehmen. Anmeldung unter: 0221 478-88757

Für Rückfragen:

Dr. Athanasios Koulousakis
Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie
Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie
Telefon: 0221 478-4483
E-Mail: athanasios.koulousakis@uk-koeln.de
Dr. Thorsten Riethmann
Stellvertretender Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie
Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie
Telefon: 0221 478-97256
E-Mail: thorsten.riethmann@uk-koeln.de
Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail:pressestelle@uk-koeln.de

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Christoph Wanko idw

Weitere Informationen:

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