Pro und Contra Ampelkennzeichnung

Die Folgen von Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten werden über kurz oder lang dazu führen, dass die Lebenserwartung wieder sinkt, stellte Professor Berthold Koletzko, Universität München, auf dem Symposium „Verbraucherschutz und Lebensmittelkennzeichnung“ fest.

Dem bayerischen Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz war es gelungen, Referenten aus Industrie, Wissenschaft und Verbraucherorganisationen zur kontroversen Kennzeichnungsdebatte nach München zu holen. Koletzko ist zuversichtlich, dass positive Änderungen der Ernährungsgewohnheiten möglich sind. So verzeichnete beispielsweise Finnland im Jahr 1973 die höchste Sterblichkeit an Herzkreislaufkrankheiten weltweit.

Seitdem ist viel passiert im Land der Fjorde und Schären, vor allem in Sachen Fettverzehr. Bei konstantem Milchkonsum ging der Verzehr von Milchfett innerhalb von 50 Jahren von 18 Kilo auf zwei Kilo pro Kopf zurück. Die Verwendung von Pflanzenöl hingegen hat zugenommen. Ein führender Kekshersteller beispielsweise spart 80 Tonnen gesättigte Fette im Jahr ein, berichtete der Ernährungsmediziner. Bei der Lebensmittelkennzeichnung setzen die Finnen auf ein rotes Herz, das besonders gesunde Produkte auslobt. Der Erfolg der Maßnahmen war durchschlagend: Die Sterblichkeit an Herzkreislauferkrankungen ging seit 1969 um 80 Prozent zurück.

Koletzko berichtete auch von dem schwedischen Kennzeichnungsmodell. Die schwedische Ernährungsbehörde NFA hat in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft Bewertungskriterien für das grüne Schlüsselloch erarbeitet. Es prangt auf besonders gesunden Lebensmitteln, die weniger Zucker, Salz und Fett, aber mehr Ballaststoffe enthalten als vergleichbare Produkte. „Einfache Symbole wirken“, so Koletzko. Die Ampelkennzeichnung, wie sie derzeit in Großbritannien aber auch in Deutschland diskutiert wird, überzeugt den Mediziner weniger: „Was mache ich bei zweimal grün und zweimal rot?“, fragte er.

Von einer interessensübergreifenden Diskussion nach Art der Schweden ist Deutschland aber noch weit entfernt. Ob von Coca Cola, Frosta oder Foodwatch, alle Referenten waren sich sicher, das beste Kennzeichnungsmodell zu vertreten. Die Argumente sind mehr oder weniger seit einem Jahr dieselben, mit dem Unterschied, dass jede Seite nun wissenschaftliche Studien zu ihren Gunsten auslegt. Die Gewinner der Debatte finden sich unter anderem auf Unternehmensseite.

Die Einführung einer umfassenden Nährwertkennzeichnung in McDonald's Restaurants hat dem Unternehmen nicht geschadet; im Gegenteil es ist weiter gewachsen. Auch die Einführung der Nährwertampel bei einigen Produkten des Tiefkühlherstellers Frosta wurde von den Kunden sehr positiv kommentiert und führte bei einem Produkt kurzfristig zu einem zweistelligen Umsatzwachstum. Nährwertkennzeichnung eignet sich also offensichtlich auch als Marketinginstrument.

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Gesa Maschkowski aid infodienst

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