Polarisationsmikroskopie erfüllt Kinderwunsch

Dank der hochmodernen Reproduktionsmedizin erblicken in Deutschland jedes Jahr ca. 10.000 Babys das Licht der Welt – auch im Universitätsklinikum Jena (UKJ). Die Frauenklinik des UKJ bietet seit Juni 2009 die neue Methode der Polarisationsmikroskopie sowie das bewährte Laserverfahren der sogenannten Schlüpfhilfe an, um noch mehr Paaren den Kinderwunsch erfüllen zu können.

Für etwa jedes dritte ungewollt kinderlose Paar, das sich bisher für eine künstliche Befruchtung – eine sogenannte intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – entschieden hat, ging der Kinderwunsch in Erfüllung. Eine Studie der Universität Bonn zeigte, dass dieses Verfahren doppelt so häufig zum Erfolg führt, wenn die Eizellen unter dem Polarisationsmikroskop ausgewählt werden. Deshalb bietet die Universitätsfrauenklinik Jena den Kinderwunschpaaren seit Juni 2009 diese Methode zur Bestimmung der Eizellen mit dem höchsten Entwicklungspotenzial an. Die Eihülle erscheint unter dem Mikroskop als leuchtend orange-roter Ring. Je heller und gleichmäßiger dieser Ring leuchtet, desto höher ist die Chance, dass daraus ein Kind entsteht.

Auch ein bewährtes Laserverfahren, die sogenannte Schlüpfhilfe, steigert die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche ICSI und wird seit diesem Monat im UKJ angewendet. „Bei knapp 30 Prozent der künstlichen Befruchtungen nistet sich der Embryo nicht in der Gebärmutter ein und es kommt nicht zu der erwünschten Schwangerschaft. Mit Hilfe eines neuen Lasers können wir den Embryonen nun eine Schlüpfhilfe geben. Der Embryo wird damit vorbereitet, um leichter aus seiner Hülle schlüpfen und sich besser in den Uterus einnisten zu können“, erläutert Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Abteilung Frauenheilkunde an der Frauenklinik des UKJ und Leiter des Funktionsbereiches Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. „Durch die Einführung der mikroskopischen Bilddokumentation und eines elektronischen Controlling-Systems werden sämtliche Arbeitsschritte im IVF-Labor dokumentiert und sind nachverfolgbar“, so Dr. Ines Hoppe, die leitende Reproduktionsbiologin der Abteilung Frauenheilkunde am UKJ. Die Qualität ist seit Jahren nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert.

Bereits 2008 führte die Frauenklinik des UKJ mit einer Kryobank eine hochmoderne Technologie ein, die insbesondere für die Kinderwunschbehandlung älterer Patientinnen und Tumorpatientinnen einen Gewinn bringt. Eierstockgewebe oder Spermien betroffener Paare können wie in einer Zeitkapsel langfristig eingefroren werden, um einen bestehenden Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen zu können.

Ebenfalls auf die Initiative von Professor Runnebaum bietet die Klinik die Mikrochirurgie für nicht durchgängige Eileiter an. Bei der Operation mit Bauchschnitt wird ein Teil des Eileiters entfernt und dieser mit feinsten Nähten wieder verbunden. Dazu wird ein spezielles Operationsmikroskop eingesetzt. Die Universitätsfrauenklinik ist eine von wenigen Kliniken in Deutschland, die diesen Eingriff zur Realisierung des Kinderwunsches durchführt.

Die Interdisziplinarität des Fachbereiches und ein hohes Engagement in Spezialsprechstunden bieten die Rahmenbedingungen für eine optimale Betreuung der Patientinnen und Paare. Das Kinderwunsch-Team von Professor Runnebaum – bestehend aus drei Oberärzten, einem Assistenzarzt und einer Reproduktionsbiologin – hat daher die Spezialsprechstunden für Kinderwunsch, Endometriose, Myome, Hormonstörungen und Kindergynäkologie eingerichtet, um über die neuen Behandlungsmöglichkeiten zu beraten.

„Seit 1993 hat unser Kollege Privatdozent Dr. Wolfgang Starker als Oberarzt den Funktionsbereich Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin zusammen mit den anderen Disziplinen in Jena zu einem hoch spezialisierten Zentrum für die Hormone der Frau und die Kinderwunschbehandlungen in Thüringen entwickelt“, so Professor Runnebaum. „Vor allem durch die Interdisziplinarität mit Andrologen, Urologen, Psychologen, Genetikern und anderen Fachärzten ist die Kinderwunschbehandlung im Jenaer Uniklinikum so erfolgreich“, schätzt Professor Runnebaum weiter ein.

Am 24. Juni veranstaltete die Universitätsfrauenklinik die 26. Jahrestagung des Jenaer Arbeitskreises für Reproduktionsmedizin. Etwa 50 Ärztinnen und Ärzte sowie Experten aus Thüringen und Sachsen waren der Einladung gefolgt. Im Fokus der Veranstaltung standen die neuen Techniken und die Zusammenarbeit des interdisziplinären Fachbereiches mit den niedergelassenen Arztpraxen.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Ingo B. Runnebaum, MBA
Universitätsklinikum Jena, Abt. Frauenheilkunde
Bachstraße 18, 07743 Jena
Tel. 03641 / 933063

Media Contact

Daniela Kollascheck idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

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