Plötzlichem Herztod vorbeugen: Ultraschall erkennt frühzeitig Schäden am Herzmuskel

Die Ursachen einer Kardiomyopathie sind vielfältig: Bei einigen Menschen setzen Erbleiden die Leistung des Herzmuskels herab. Andere Patienten haben eine infektiöse Herzmuskelentzündung nicht auskuriert. Auch Hormonstörungen wie Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion können das Herz angreifen. Zu den Giften für das Herz gehören Drogen und Medikamente. Und extreme Stressereignisse können eine Takotsubo-Kardiomyopathie auslösen, das „Syndrom des gebrochenen Herzens“.

„Noch viel zu häufig bleiben Kardiomyopathien lange unerkannt“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Hagendorff, Leiter der Echokardiografie-Labore am Universitätsklinikum Leipzig. „Die Betroffenen fühlen sich gesund und bleiben anfangs voll leistungsfähig“, so der DEGUM-Experte. Denn das Herz gleicht den Schaden zunächst aus.
Formen der Kardiomyopathie, die infolge einer Zunahme von Muskelmasse entstehen, sind selbst für Ärzte oft kaum vom sogenannten Sportlerherz zu unterscheiden, bei dem der Herzmuskel trainingsbedingt vergrößert ist. In den letzten Jahren ist es immer wieder zu spektakulären Todesfällen unter Fußballern und anderen Sportlern gekommen, die an angeborenen Formen der Kardiomyopathie litten. Unbehandelt sterben viele Patienten einen plötzlichen Herztod, andere werden schon im jungen Alter zu Kandidaten für eine Herztransplantation. „Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, können Medikamente und/oder Schock-Herzschrittmacher (ICD) vielen Patienten helfen“, erklärt Professor Hagendorff.

Die ersten Hinweise auf eine Herzschwäche liefert häufig die Herzstromkurve. „Wenn das EKG einen auffälligen Befund zeigt, untersuchen wir das Herz des Patienten gründlich mittels Ultraschall“, so Hagendorff. „Erst anhand dieser Echokardiografie ist eine eindeutige Diagnose möglich“. Bei der Untersuchung kann der Arzt nicht nur erkennen, inwieweit sich die Herzhöhlen vergrößert haben oder die Muskelmasse zugenommen hat. Er kann damit auch Einschränkungen der Herzbewegung feststellen und somit indirekt Engstellen finden, die Pumpfunktion messen und mithilfe des sogenannten Farbdopplers Ventildefekte an den Herzklappen erkennen. „Die Untersuchung liefert somit wichtige Hinweise für die Ursache der Erkrankung“, erklärt Hagendorff.
Der Vorteil gegenüber anderen bildgebenden Methoden: Die Sonografie ist kostengünstig, für den Patienten unschädlich und daher jederzeit wiederholbar. Damit eignet sie sich zum einen gut für Verlaufskontrollen: Anhand der Untersuchungsergebnisse beurteilt der Arzt, ob eingesetzte Medikamente die gewünschte Wirkung erzielen und plant – wenn nötig – eine Operation. „Zudem könnte die Echokardiografie auch als Screening-Verfahren eingesetzt werden“, meint Professor Hagendorff. „Speziell bei Sportlern wäre es sinnvoll, gezielt danach zu schauen“.

Um die komplexen Bilder und Daten der echokardiografischen Untersuchung richtig beurteilen zu können, ist es entscheidend, dass der Untersucher die Erkrankung gut kennt und über ausreichend Erfahrung verfügt. „Die Untersuchung sollte nur von Ärzten durchgeführt werden, die ausreichend qualifiziert sind und über die geeignete Technik verfügen“, sagt DEGUM-Sprecherin Professor Dr. Annegret Geipel vom Universitätsklinikum Bonn. „Denn die hohe Qualität der Ultraschallbilder ist die Voraussetzung für die richtige Diagnose und Behandlung“. Die DEGUM bildet Ärzte in Kursen weiter und zertifiziert sie nach einem Stufenkonzept. Damit hat sie Standards geschaffen, die auch Patienten die Auswahl eines geeigneten, DEGUM-zertifizierten Arztes ermöglichen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen 1 bis 3.

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