Neue Ursache für Krebs im Kindesalter entdeckt

Nach Angaben von Professor Reinhard Schneppenheim, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am UKE, konnte durch die Analyse der extrem bösartigen Tumoren zweier Geschwisterkinder ein neues Gen identifiziert werden, dessen Defekte mit der Entstehung von Rhabdoid-Tumoren unmittelbar im Zusammenhang stehen.

Die drei Arbeitsgruppen beschäftigen sich seit Jahren mit den genetischen Ursachen dieser Tumoren, um neue Ansätze für die Therapie zu finden. Die Arbeitsgruppen der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie in Hamburg (Leiter Prof. Reinhard Schneppenheim) und des Instituts für Humangenetik in Kiel (Leiter Prof. Reiner Siebert) bilden gemeinsam das Deutsche Referenzzentrum für die genetische Analyse dieser Tumoren. Dieses ist eng eingebunden in das „Europäische Register für Rhabdoid-Tumoren“ (EU-RHAB), welches von Prof. Michael Frühwald in Münster geleitet und von Prof. Martin Hasselblatt, ebenfalls Münster, referenzpathologisch begleitet wird. In diesem Register werden europaweit die Informationen zu diesen seltenen Tumoren, die meist bereits im ersten Lebensjahr auftreten und mit den derzeitigen Therapien leider oft nicht heilbar sind, zusammengeführt. Die Experten gehen pro Jahr in Deutschland von 40 bis 50 betroffenen Kindern aus. Die Tumoren können im gesamten Körper wachsen und metastasieren enorm schnell.

„Die sehr schlechte Prognose von Rhabdoid-Tumoren und die Schicksale der uns anvertrauten kleinen Patienten sind die höchste Motivation für unsere Arbeit, wir freuen uns daher sehr über diesen Meilenstein“, so die Wissenschaftler. Das neu entdeckte Gen heißt BRG1 und spielt offensichtlich auch eine Rolle bei einigen Krebserkrankungen Erwachsener wie Lungenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs. „Unsere Entdeckung wird daher auch Bedeutung für diese Krebserkrankungen haben“, sind die Wissenschaftler überzeugt.

Möglich wurde die Entdeckung durch die überregionale Netzwerkstruktur der beteiligten Arbeitsgruppen, die Finanzierung der Forschungsarbeiten in Hamburg durch die Fördergemeinschaft Kinderkrebszentrum Hamburg e.V. sowie durch Einzelspenden aus der Hamburger Bevölkerung, der Forschungsarbeiten in Kiel durch die KinderKrebsInitiative Buchholz/Holm-Seppensen und die Finanzierung des EU-Rhab-Registers durch die Elternvereine Horizont, Weseke und den Verein zur Förderung krebskranker Kinder Münster e.V.

Referenz: Germline Nonsense Mutation and Somatic Inactivation of SMARCA4/BRG1 in a Family with Rhabdoid Tumor Predisposition Syndrome, The American Journal of Human Genetics (2010), doi:10.1016/j.ajhg.2010.01.013

Kontakt:
Prof. R. Schneppenheim (schneppenheim@uke.de)
Prof. Frühwald (michael.fruehwald@ukmuenster,de)
Prof. R. Siebert (rsiebert@medgen.uni-kiel.de)

Media Contact

Kathrin Herbst idw

Weitere Informationen:

http://www.uke.uni-hamburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer