Neue Therapien gegen Rheuma: Erstmals Nachahmerprodukte in Zulassungsphase

Millionen von Menschen in Deutschland leiden unter diesen Erkrankungen des Bewegungsapparats, der Knochen und Gelenke. Sie ertragen oft stärkste Schmerzen, sind unbeweglich und mitunter arbeitsunfähig. Für viele von Ihnen bringen jetzt eine Reihe von neuen Medikamenten Hoffnung auf Linderung. Experten stellen diese auf dem Internistenkongress vom 26. bis 29. April 2014 in Wiesbaden vor. Eine der wichtigsten Neuerungen: Erstmals werden in Deutschland bald Nachahmerprodukte von Biologika verfügbar sein.

Dies wird jetzt möglich, weil der Patentschutz für bestimmte, bislang sehr teure Substanzen bald endet. „Die Kostenträger erhoffen sich von den Generika, den Nachahmermedikamenten, erhebliche Einsparungen“, erläutert DGIM-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Elisabeth Märker-Hermann. Davon könnten auch Patienten profitieren, weil Ärzte die günstigeren Präparate eher verordnen.

Als erstes steht die Zulassung des Biosimilars CT-P13 an. Es handelt sich dabei um eine Nachahmung des Wirkstoffs „Infliximab“: Die gesetzlichen Kassen zahlten für das entsprechende Medikament im Jahr 2013 rund 168 Millionen Euro. Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bewertet den Nachahmer bereits positiv, unter anderem für die Behandlung von Psoriasisarthritis, Morbus Crohn und Morbus Bechterew sowie für Rheumatoide Arthritis (RA). Anders als chemische Generika muss das Biosimilar allerdings erneute, kostenaufwändige Zulassungsstudien durchlaufen.

Unter Rheumatoider Arthritis leiden rund 440 000 Menschen in Deutschland, davon 20 000 Kinder. Als Mittel der Wahl gilt bislang eine Kombinationstherapie aus langsam wirkenden Antirheumatika (DMARDs), Biologika und Cortison. Mediziner knüpfen jetzt große Erwartungen an einen neuen Therapieansatz: Dabei handelt es sich um Substanzen, die in die Signalübertragung innerhalb der Zellen eingreifen. Ein Wirkstoff wurde bereits in mehreren Ländern zugelassen: Tofacitinib, ein sogenannter Januskinase-Hemmer – Januskinase ist ein den intrazellulären Signalweg beeinflussendes Enzym. „In Deutschland gibt es derzeit noch Sicherheitsbedenken, deshalb wurde die Zulassung vorerst zurückgestellt“, sagt Prof. Dr. Märker-Hermann, die Chefärztin an den HSK-Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden ist.

Weitere neue Therapieansätze sind Thema der 120. Jahrestagung der DGIM. Die meisten wenden sich gegen entzündlich-rheumatische Erkrankungen, aber auch gegen Stoffwechselstörungen wie Gicht. Angesichts der Fortschritte in diesem Bereich äußert Professor Märker-Hermann die Hoffnung, dass es bald auch neue Behandlungsmöglichkeiten gegen degenerativ bedingte rheumatischen Erkrankungen wie Arthrose geben wird. Denn diese Gelenkerkrankung betrifft etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland.

Ihre Ursache liegt vor allem im Verschleiß der Gelenke, sie tritt also vor allem im Alter auf. Aber auch jüngere Menschen, insbesondere Frauen leiden darunter. „Wir hoffen derzeit auf die vielversprechenden Forschungsprogramme zur Entwicklungsbiologie und Regeneration des Gelenkknorpels“, sagt die Expertin.

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