Naturstoff aus dem Meer: Promovendin der TH Köln entdeckt neuen onkologischen Wirkstoff

Julia Sperlich von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften der TH Köln Quelle: TH Köln

Tumore bestehen zu weniger als 50 Prozent aus Krebszellen. Vor allem an Krebszellen angrenzende Immunzellen scheinen das Wachstum des Tumors stark zu beeinflussen. „Die Immunzellen haben zwei Seiten: Im Idealfall unterdrücken sie das Tumorwachstum. Unter bestimmten Umständen können sie den Krebs aber auch zu mehr Wachstum anregen“, erläutert Julia Sperlich.

Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass Krebszellen und Immunzellen über Entzündungsbotenstoffe, die sogenannten Zytokinen, miteinander kommunizieren. Diese zelluläre Kommunikation kann sowohl das Wachstum des Brustkrebses begünstigen, als auch seine Fähigkeit zu metastasieren.

Um die Kommunikation der Zellen zu blockieren und den Tumor daran zu hindern, Metastasen zu bilden, hat Sperlich im Rahmen ihrer Doktorarbeit Versuche mit dem Naturstoff Pseudopterosin durchgeführt. Dieser wird von der in der Karibik vorkommenden Weichkoralle Antillogorgia elisabethae gebildet und dient ihr als Schutz gegen Fressfeinde. Wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung wird er schon lange in Hautcremes verwendet.

„Die Untersuchungen von Julia Sperlich haben erstmals den zugrundeliegenden molekularen Mechanismus der antientzündlichen Wirkung von Pseudopterosin aufgedeckt. Sie konnte außerdem zeigen, dass die Entzündungsbotenstoffe, durch die die Tumorzellen mit den benachbarten Immunzellen kommunizieren, in Gegenwart des Naturstoffs blockiert werden“, sagt Prof. Dr. Nicole Teusch, Leiterin des Forschungsprojekts „Neue Wirkstoffe aus dem Meer“ am Campus Leverkusen der TH Köln.

Grundlage für weitere Forschungen

Mit ihrer Dissertation hat Sperlich eine wichtige Grundlage gelegt, um das vielversprechende Potenzial des Naturstoffs Pseudopterosin bei Tumorerkrankungen zu erschließen. Anhand der Ergebnisse gebe es nun eine konkrete Vorstellung davon, welchen Angriffspunkt der Naturstoff in der Körperzelle trifft, so Teusch: „Der Naturstoff ist allerdings noch weit davon entfernt, ein marktreifes Präparat zu sein. Es werden noch langjährige Forschungen nötig sein.“

Denn bislang müssen die Korallen aus 25 bis 30 Meter Meerestiefe geerntet werden, um den Naturstoff zu gewinnen. „Um diesen massiven Eingriff in das Ökosystem zu vermeiden, soll der Stoff im Labor chemisch vereinfacht nachgebaut und gleichzeitig seine Wirksamkeit erhöht werden.“, erläutert Sperlich. Die Proben für die Versuche wurden der TH Köln vom Department of Chemistry der Prince Edward Island University in Kanada im Rahmen einer Forschungskooperation zur Verfügung gestellt.

Neben der chemischen Entwicklung vereinfachter Wirkstoffe sind Kooperationen mit Kliniken geplant, um pharmakologische Charakterisierungen mit Patientenmaterial auf den Weg zu bringen. „Zurzeit sind wir aktiv auf der Suche nach Partnern, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind“, sagt Teusch.

Webversion und PDF: https://www.th-koeln.de/hochschule/naturstoff-aus-dem-meer-zeigt-wirksamkeit-geg…

Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Copyright-Angabe stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich dazu an pressestelle@th-koeln.de.

Originalpublikation

“The Marine Natural Product Pseudopterosin Blocks Cytokine Release of Tri-ple-Negative Breast Cancer and Monocytic Leukemia Cells by Inhibiting NF-?B Signaling”, Julia Sperlich, Russel Kerr und Nicole Teusch, Marine Drugs 2017, 15(9), 262-278

Die TH Köln bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind mehr als 25.000 Studierende in über 90 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin. Die TH Köln wurde 1971 als Fachhochschule Köln gegründet und zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Kontakt für die Medien

TH Köln
Referat Kommunikation und Marketing
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Christian Sander
0221-8275-3582
pressestelle@th-koeln.de

Media Contact

Petra Schmidt-Bentum idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer