Münchener Forscher wollen das tumorfördernde Molekül EpCAM stoppen

EpCAM wird von vielen Krebszellen und auch von Krebsstammzellen in großer Menge produziert und begünstigt das Wachstum von Tumoren. EpCAM könnte sich daher als Angriffspunkt für neue Tumortherapien eignen. Die Münchener Forscher suchen mithilfe von Datenbanken und Simulationstechniken nach neuen wirkungsvollen Hemmstoffen. Gleichzeitig prüfen sie, wie bereits bekannte Therapien optimiert werden können.

„Wir arbeiten an der Identifikation und Charakterisierung neuer und noch spezifischerer, niedermolekularer Hemmstoffe, die die EpCAM-Funktion regulieren können“, erläutert Gires das Vorhaben. Dafür durchforstet das Forscherteam zunächst Sammlungen niedermolekularer, natürlicher und synthetischer Komponenten unter Verwendung ausgeklügelter zellulärer Systeme. Die Forscher hoffen, hier Hinweise auf verwendbare niedermolekulare EpCAM-Inhibitoren zu finden.

Der Strukturbiologie Niessing erforscht parallel die dreidimensionale Zusammensetzung von EpCAM-Signalmolekülen. In einer digitalen Simulation testet er dann gemeinsam mit Bioinformatikern, ob der atomare Aufbau potenziell wirksamer Molekülen mit den Bindungsstellen von EpCAM zusammenpasst. Dabei erarbeitet er auch Vorschläge, inwieweit geeignete Kandidaten in ihrem Aufbau verändert werden müssten, um deren Wirkung zu optimieren. Vielversprechende Hemmstoffe wollen die Forscher dann im Labor auf ihre tatsächliche Wirksamkeit testen.

Im Blick haben Gires und Niessing insbesondere die Bindungsstelle zu einem zentralen Interaktionspartner von EpCAM. Ohne diesen kann EpCAM nicht aktiv werden. Ziel ist es, ein Molekül zu finden, das in seiner atomaren Struktur ebenfalls an die Bindungsstelle passt und diese blockieren kann. Es könnte das Partner-Molekül verdrängen und EpCAM würde wirkungslos bleiben.

Neben der Suche nach neuen Hemmstoffen haben die Forscher auch bereits bekannte Medikamente im Blick. Deren Wirksamkeit wollen sie durch eine Kombinationstherapie unterstützen. Dafür planen sie, neben den gängigen therapeutischen Antikörpern Hemmstoffe der EpCAM Aktivierung einzusetzen, die gezielt gegen EpCAM gerichtet sind. So wollen Gires und Niessing das Tumor-Protein gewissermaßen mit einem „Doppelschlag“ in seiner Wirkung hemmen.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 200.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontaktdaten der Projektleiter:

Professor Olivier Gires
Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
Tel.: +49-89-7095-3895
E-Mail: olivier.gires@med.uni-muenchen.de
Dr. Dierk Niessing
Helmholtz Zentrum München, Institut für Strukturbiologie
Tel.: +49-89-3187-2176
E-Mail: niessing@helmholtz-muenchen.de
Web: http://www.helmholtz-muenchen.de/en/stb/research-group-niessing/

Media Contact

Sylvia Kloberdanz idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

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