Menschlicher Zellkern in neuem Licht

<br>Serum-vermittelter Aufbau eines dynamischen Aktin-Netzwerks im Zellkern. Dadurch Aktin-vermittelte Gen-Regulation durch den Serum-Response-Faktor (SRF).<br>

Pharmakologen der Philipps-Universität Marburg haben eine neue Funktion von Proteinen im Zellkern entdeckt. Die Arbeit wird unter dem Titel „Nuclear Actin Network Assembly by Formins Regulates the SRF Coactivator MAL“ im Magazin „Science“ veröffentlicht.

Jede menschliche Zelle benötigt das Aktin-Zellskelett sowie deren dynamischen Umbau durch Aktinpolymerisation um Zellformgewebe, Zellorganisation oder auch Zellbewegung zu steuern. Somit stellt das Protein Aktin auch das am häufigsten vorkommende Protein im Zytoplasma dar. Anders ist die Situation im Zellkern. Hier ist Aktin nur in geringen Mengen und in monomerer Form vorhanden und eine definierte oder gar regulierte polymere Struktur war bislang nicht bekannt.

Nun haben Wissenschaftler aus Marburg entdeckt, dass es sehr wohl ein Signal-operiertes Aktin-Netzwerk im Säugerzellkern gibt. „Wir haben eine Methode verwendet, die aus der synthetischen Biologie kommt. Es ist uns gelungen, mit Licht ein Protein im Zellkern zu aktivieren und damit eine neue Struktur im Zellkern zu erkennen“, erklärt Prof. Dr. Robert Grosse. Damit erscheint der menschliche Zellkern sprichwörtlich in einem völlig neuen Licht, denn die Wissenschaftler konnten durch Licht-vermittelte Photoaktivierung eines endogenen Proteins im Zellkern das Aktingerüst auf- und wieder abbauen.
Hierbei handelt es sich um das Protein mDia2 der sogenannten Formine, welche hochpotente Aktinpolymerisationsfaktoren sind. Dadurch konnte eine neue, kernständige Funktion dieser Proteinfamilie zugeordnet werden. Durch die rasche Signal-operierte Aktinpolymerisation im Zellkern wird ein spezifischer aber lebenswichtiger Transkriptionsfaktor reguliert. Hierbei handelt es sich um den Serum-Response-Faktor. Die Wissenschaftler vermuten nun, dass diese neuartige Aktinstruktur weitere spannende Funktionen im Zellkern innehat, wie zum Beispiel Transportprozesse oder gar die räumliche Organisation von Kernbestandteilen.

Die Veröffentlichung finden Sie unter:
http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/science.1235038

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Robert Grosse
Pharmakologisches Institut
Tel.: 06421-2865001
E-Mail: robert.grosse@staff.uni-marburg.de
Weitere Informationen:
http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/science.1235038
http://www.robert-grosse-lab.org

Media Contact

Dr. Gabriele Neumann idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-marburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer