Leitlinien, die Leben retten – Frauenklinik erhält 1,2 Millionen Euro für Brustkrebsforschung

Diagnose Brustkrebs: In Deutschland nimmt diese Erkrankung mit rund 28 Prozent bei Frauen eine Spitzenstellung ein. Etwa 57.000 Neuerkrankungen pro Jahr oder 130 Fälle pro 100.000 Einwohner und Jahr sind für Mediziner und Forscher ein großer Ansporn, immer bessere Therapien zu entwickeln und wissenschaftliche Erkenntnisse weiter voranzutreiben.

„Ich freue mich sehr über die Entscheidung des Ministeriums“, sagt deshalb Prof. Kreienberg, Ärztlicher Direktor der Frauenklinik und zurzeit Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. „Das Hauptanliegen von BRENDA ist die Definition einer optimalen Therapie für Patientinnen mit dieser Erkrankung. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass eine leitlinienkonforme Behandlung direkt mit der Überlebensrate von betroffenen Frauen in Beziehung steht“, führt der renommierte Mediziner weiter aus.

BRENDA steht für Quality of breast cancer care under evidence based guidelines und ist als Studiennetzwerk konzipiert. Ein Verbund aus insgesamt 16 weiteren regionalen und zertifizierten Brustzentren, die aus Ulmer Sicht von Schwäbisch-Gmünd und Aalen im Norden bis Konstanz und Friedrichshafen im Süden reichen. Über Jahre hinweg wurden die Ergebnisse von Brustkrebstherapien ausgewertet. 7.000 Patientinnen, die in Ulm beziehungsweise in den Netzwerkkliniken behandelt wurden, bilden dabei die statistische Basis. Die bislang wohl wichtigste Erkenntnis: Bereits jeweils fünf erkannte Abweichungen von den zurzeit geltenden Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs bedeuten eine Verringerung der Überlebensrate von bis zu 40 Prozent. Doch wie kommen diese Abweichungen zustande? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich nun die Fortführung des Projekts – BRENDA II. Darüber hinaus möchten die Mediziner klären, ob eine Optimierung der Therapie im Rahmen klinischer Studien zu den gleichen Ergebnissen wie eine leitlinienkonforme Therapie führt.

„Schon jetzt lässt sich erkennen, dass die Gründe für Abweichungen sehr vielschichtig sind“, erläutert Prof. Kreienberg. „Ein Teil der Patientinnen verträgt die Therapie generell nicht, andere Betroffene sind vielleicht schon zu krank, um eine leitliniengerechte Vorgehensweise in ihrer ganzen Konsequenz durchhalten zu können. Nicht zuletzt spielen auch Einstellungen eine wichtige Rolle. Ein Beispiel: Eine heute 50-jährige Frau hat erlebt, dass die Strahlentherapie, der sich ihre Mutter vor 20 Jahren unterzogen hat, nicht die erhoffte Heilung brachte und lehnt deshalb für sich selbst diese Therapieform ab. Leider wird dabei vergessen, dass die Medizin über den Zeitraum von 20 Jahren immens hinzugelernt hat und heute sehr viel erfolgreicher einen Krebs behandeln kann.“

Der Ärztliche Direktor verfolgt zusammen mit ärztlichen Kollegen und Wissenschaftlern ein Ziel: Den jeweils neuesten Stand des Wissens in die Köpfe der Patientinnen aber auch der Ärzteschaft zu bringen. Er hält es für sehr wahrscheinlich, dass „unsere Erkenntnisse zu einer Fortschreibung der Leitlinien hin zu einem ,Goldstandard' führen werden“.

Hier liege der entscheidende Mehrwert für Patientinnen, der noch dadurch verstärkt werde, dass innerhalb des Verbundprojekts ein direkter Daten- und damit auch Erkenntnisaustausch erfolge. „Das ist einmalig in Deutschland“, unterstreicht Prof. Kreienberg.

Media Contact

Jörg Portius idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-ulm.de

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