Was der Leber zu schaffen macht

„Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren“ – ein Glas Wein zum guten Essen und ein Bier nach Feierabend gehören für die meisten Deutschen einfach dazu. Über 80 Prozent der Deutschen trinken Alkohol. Pro Jahr nimmt jeder Erwachsene mehr als 130 Liter an alkoholischen Getränken zu sich.

„Gegen das gelegentliche Gläschen in Ehren ist meistens nichts einzuwenden“, sagt Prof. Dr. Ina Bergheim von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch übermäßiger Alkoholkonsum führe definitiv zu Gesundheitsschäden, so die neue Professorin für Modellsysteme molekularer Ernährungsforschung weiter.

„Dazu gehören in erster Linie Lebererkrankungen“, weiß die Ernährungswissenschaftlerin, die von der Universität Hohenheim nach Jena wechselte. Bleibt der Alkoholkonsum weiter hoch, entwickelt sich eine Fettleberentzündung. Schlimmstenfalls kann es zu Leberzirrhose kommen, so Bergheim, die sich als eine von wenigen Forschern in Deutschland mit ernährungsphysiologischen Aspekten des Alkoholkonsums auf die Leber befasst.

Doch nicht nur übermäßiger Alkoholgenuss macht der Leber zu schaffen. „Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass die Zahl der nicht-alkoholbedingten Lebererkrankungen in den vergangenen 30 Jahren deutlich angestiegen ist.“ Eine Ursache dafür sieht Prof. Bergheim im steigenden Verzehr von Zucker. Denn den konsumieren wir längst nicht mehr nur in Form von Süßigkeiten oder Kuchen. „Zucker ist in vielen Nahrungsmitteln versteckt“, so die 39-Jährige. Ketchup, Joghurt und Getränke enthalten große Mengen davon. „Chronischer Zuckerkonsum kann zumindest im Tiermodell zu ähnlichen Schäden an der Leber führen wie chronischer Alkoholkonsum“, warnt Bergheim.

Die aus dem rheinland-pfälzischen Oberwesel stammende Wissenschaftlerin setzt einen ihrer Forschungsschwerpunkte in der Prävention von Lebererkrankungen durch die Ernährung. „Voraussetzung dafür ist, dass wir die molekularen Mechanismen verstehen, die zur alkohol- bzw. nicht-alkoholbedingten Fettlebererkrankung beitragen.“ Ina Bergheim beschäftigte sich bereits in ihrer Diplomarbeit an der Uni Gießen mit alkoholbedingten Organschäden: Zunächst mit dem Einfluss, den chronischer Alkoholkonsum auf das Kleinhirn hat, „später ging es weiter über den Dickdarm und die Speiseröhre hin zur Leber.“ In Zellkultur- und Tiermodellen aber auch in Probandenstudien geht sie seither der gesundheitsschädigenden Wirkung von Alkohol und Zucker nach.

Nach dem Studium wechselte sie an die Uni Hohenheim und hat in ihrer Promotion, die sie 2002 abschloss, die Rolle von Alkohol bei der Entstehung von Darm- und Speiseröhrenkrebs untersucht. Es folgten Forschungsaufenthalte am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und der University of Louisville im US-Bundestaat Kentucky. Wieder zurück an der Uni Hohenheim hat Ina Bergheim eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchsforschergruppe aufgebaut. 2010 habilitierte sie sich dort mit einer Arbeit über die molekularen Mechanismen alkohol- und nicht-alkoholbedingter Fettlebererkrankungen.

Ein weiteres Standbein hat die Ernährungswissenschaftlerin in der Erforschung von Risikofaktoren, die Stoffwechselerkrankungen im Kindesalter bedingen und fördern. „Auch dabei spielt die Ernährung eine zentrale Rolle“, sagt Bergheim, die selbst Mutter zweier Kinder ist. Wie eine ihrer jüngst abgeschlossenen Studien an über- und normalgewichtigen Kindern belegt, sind übergewichtige Kinder trotz der höheren Energie- und Nährstoffaufnahme teilweise nicht ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt. Normal- und übergewichtige Kinder unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Bewegungs- und weniger in ihrem Ernährungsverhalten. Außerdem zeige bereits ein Großteil der übergewichtigen Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren Symptome des sogenannten metabolischen Syndroms: Störungen des Fettstoffwechsels, Bluthochdruck, Insulinresistenz.
Kontakt:
Prof. Dr. Ina Bergheim
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Str. 29, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949730
E-Mail: ina.bergheim[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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