Lebenserwartung steigt deutlich: Neue Therapie für Lungenkrebspatienten

Personalisierte Therapieansätze auf Basis genetischer Untersuchungen haben insbesondere beim Lungenkrebs in den letzten Jahren zu einem Therapiewechsel und einer höheren Lebenserwartung für die Patienten geführt.

Am Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik Köln wird seit 2009 intensiv an den neuen Diagnose- und Therapie-Methoden geforscht. Dabei kommt den Pathologen, die das Tumorgewebe der Patienten genetisch untersuchen, eine besondere Rolle zu.

Sie bestimmen durch ihre Analysen, welche genetische Veränderung zur Entstehung beziehungsweise dem Wachstum des Tumors geführt hat. Die Patienten werden dann mit gezielt wirksamen Medikamenten behandelt und bei vielen wurde dadurch die Überlebenszeit gegenüber klassischen Therapieformen deutlich gesteigert.

Diese überzeugenden Ergebnisse haben jetzt auch die AOK Rheinland/Hamburg als erste Krankenkasse in Deutschland dazu veranlasst, die Kosten für die aufwändige Diagnostik zu übernehmen.

Das Wissenschaftsministerium hat den Aufbau der Forschungsplattform an der Uniklinik Köln mit insgesamt 3,5 Millionen Euro unterstützt. Ministerin Svenja Schulze hob bei einem Pressegespräch vor allem die beeindruckende Geschwindigkeit hervor, mit der in diesem Fall die Übertragung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Routineversorgung gelungen ist: „Im Sinne der Krebspatienten wünsche ich diesem Therapieansatz zwei Dinge: viele weitere Kliniken, die mitmachen und dass auch andere Krankenkassen in die Kostenübernahme einsteigen.“

Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, erläuterte die Beweggründe für den Einstieg in die Kostenübernahme: „Wir legen besonderen Wert auf die Versorgung von Schwerstkranken und möchten mit der Förderung der Genom-Analyse dazu beitragen, die Therapiemöglichkeiten bei Lungenkrebs zu verbessern.“

Entscheidend für den Erfolg bei der personalisierten Therapie im Bereich Lungenkrebs war der Aufbau eines großen Netzwerkes, denn „die zwei Herausforderungen bei dieser neuen Therapieform bestehen darin, sie den zum Teil schwer kranken Patienten schnell zukommen zu lassen. Zum anderen müssen wir die Patienten mit seltenen genetischen Veränderungen auch erst einmal identifizieren“, sagte Prof. Dr. Jürgen Wolf, der Ärztliche Leiter des onkologischen Spitzenzentrums an der Uniklinik Köln.

Er leitet zusammen mit Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor der Pathologie an der Uniklinik Köln, das Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs. In diesem arbeiten mittlerweile rund 50 Kliniken und Onkologen aus ganz Deutschland eng zusammen. Die Pathologie an der Uniklinik Köln übernimmt dabei zentral die genetische Analyse des Tumorgewebes und erarbeitet zusammen mit den spezialisierten Onkologen für jeden Patienten eine Empfehlung zu verfügbaren Medikamenten oder laufenden klinischen Studien. Neben den Therapie-Empfehlungen wird den Netzwerkpartnern auch ein Zweitmeinungs-Service angeboten, der nun ebenfalls von der AOK vergütet wird.

In Köln werden jedes Jahr rund 3.500 Gewebeproben untersucht, die aus dem Netzwerk eingesandt werden – dies entspricht rund sieben Prozent aller neuen Lungenkrebserkrankungen in Deutschland. Das spezifische Wissen, das über diese große Zahl an Untersuchungen gewonnen wird, ist der Schlüssel zu den Forschungs- und Therapiefolgen: „Wir erleben hier am Beispiel Lungenkrebs mit dem Aufbau einer zentralen Diagnostik-Plattform und einem gut funktionierenden Partner-Netzwerk ein echtes Erfolgsmodell für die Durchsetzung der personalisierten Medizin in der Krebstherapie“, sagte Prof. Büttner.

http://www.aok.de/rheinland-hamburg
http://www.cio-koeln.de
http://www.ngm.de
http://www.pathologie-neuropathologie.uk-koeln.de

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Christoph Wanko idw - Informationsdienst Wissenschaft

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