Kariesschutz durch Fissuren- und Grübchenversiegelung

Entsprechende Hinweise haben jetzt Wissenschaftler gefunden, die diese Versiegelungen im Auftrag des DIMDI bewerteten. Konkret betrachteten sie dabei die Behandlung der Molaren (umgangssprachlich als „große Backenzähne“ bezeichnet). Sie vermuten, dass diese Prävention darüber hinaus langfristige Versorgungskosten einsparen kann.

Basis für ihre Bewertung war eine systematische Literaturrecherche nach dem verfügbaren Wissen. Ihre Ergebnisse fassen die Autoren in einem HTA-Bericht zusammen (Health Technology Assessment, wissenschaftliche Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren und Technologien). Er ist kostenfrei auf den Webseiten des DIMDI erhältlich.

Kariesschutz und Kosteneinsparung

In nahezu allen einbezogenen Studien finden sich schützende Effekte einer Fissuren- und Grübchenversiegelung auf Kunststoff- oder Zementbasis. Das gilt sowohl verglichen mit unversiegelt belassenen Zähnen als auch verglichen mit einer Fluoridlack-Behandlung.

In Modellanalysen spart die Versiegelung zudem Kosten ein. Dieses Ergebnis tritt jedoch erst nach einem längeren Zeitraum und bei Gruppen mit hohem Kariesrisiko auf. Ökonomische Studien zeichnen bezüglich einer Kosteneinsparung eher ein uneinheitliches Bild.

Unsichere Datenlage

Trotz der Hinweise auf schützende Effekte und einzusparende Kosten sprechen laut Autoren einige Gründe für kritische Anmerkungen:

  • Durch mögliche systematische Fehler (z.B. bei der Auswahl der Studienteilnehmer) könnte der Schutzeffekt überbewertet sein.
  • Die Ergebnisse seien nur eingeschränkt auf Deutschland übertragbar: Die Studien sind unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen entstanden, mit teils sehr unterschiedlichen beteiligten Institutionen.
  • Die in Modellanalysen errechneten Einsparungen an Kosten lassen sich in verschiedenen Studien nicht unbedingt bestätigen.

Die Autoren fordern daher, die Fissuren- und Grübchenversiegelung bei Kindern und Jugendlichen über eine größere, methodisch hochwertige Studie zu bewerten. Diese Studie sollte in Deutschland oder vergleichbaren Ländern Langzeiteffekte betrachten, um die Effektivität der Versiegelung zu bestätigen. In einem weiteren Schritt wäre zu untersuchen, wie die Zielgruppe erreicht und die Inanspruchnahme erhöht werden könne, so die Autoren.

Hintergrund

Die Fissuren- und Grübchenversiegelung dient der Prävention. Sie soll Kariesschäden an der Zahnhartsubstanz vorbeugen bzw. helfen, Initialkaries im Zahnschmelz zu stoppen. Seit 1993 ist diese Versiegelung mit aushärtenden Kunststoffen in Deutschland Teil der Individualprophylaxe und Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Davon können Kinder und Jugendliche vom sechsten bis Ende des 17. Lebensjahres profitieren.

(Molarenversiegelung als Kariesprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen mit hohem Kariesrisiko; Silke Neusser, Christian Krauth, Rugzan Hussein, Eva Maria Bitzer)

http://www.dimdi.de/dynamic/de/linkgalerie/hta-bericht-348.elnk – HTA-Bericht: Volltext (PDF, 1,6 MB)
http://www.dimdi.de/dynamic/de/linkgalerie/hta-bericht-kurz-348.enlk – HTA-Bericht: Kurzfassung (PDF, 54 kB)
http://www.dimdi.de/de/hta/db/index.htm – HTA-Berichte beim DIMDI suchen
http://www.dimdi.de/de/hta/index.htm – HTA beim DIMDI

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Sven Borowski idw - Informationsdienst Wissenschaft

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