Jungen Patienten die Angst vor Operationen nehmen

Bis zu 60 Prozent aller Kinder haben vor einem chirurgischen Eingriff Angst. Insbesondere bei der Einleitung der Narkose reagieren viele ängstlich und wehren sich manchmal. Ihre Furcht erschwert nicht nur die Arbeit des Operationsteams.

Sie kann auch die Genesung nach dem Eingriff beeinträchtigen. Eltern sind oft überfordert, wenn sie bei der Narkoseeinleitung anwesend sind. Wie stattdessen Ärzte Kindern vor einer Operation die Nervosität nehmen, ist Thema auf dem Hauptstadtkongress der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) vom 16. bis 18. September 2010 in Berlin.

Angst vor einer Operation kann viele Ursachen haben: die ungewohnte Umgebung, Schmerzen oder frühere unangenehme Erfahrungen in einer Klinik. Besonders belastet sind Kinder, die noch zu klein sind, um den bevorstehenden Eingriff und dessen Notwendigkeit zu verstehen. „Diese Angst-Situation kann zu Verweigerung und aggressivem Verhalten während der Einleitung führen“, erläutert der Kinderanästhesist Dr. med. Andreas Machotta vom Sophia Children’s Hospital in Rotterdam. „Zudem kann die Aufregung postoperative Schmerzen verstärken und sogar ein Trauma hinterlassen.”

Ärzte nutzen Broschüren oder Videos, die den Ablauf erklären, um Kinder auf eine Operation vorzubereiten. Zudem können Eltern einfache Situationen, wie das Aufsetzen einer Maske, mit ihrem Kind üben. Dabei sollten sie den jungen Patienten mehrere Tage Zeit lassen, das Erlebte aufzunehmen. Kurz vor der Operation helfen auch spezielle Tricks, die kleinen Patienten abzulenken und so ihre Nervosität zu senken. Dr. Machotta rät etwa, sie auf dem Weg zum Operationssaal bestimmte Dinge zählen zu lassen, wie Bilder, Menschen oder Monitore.

Immer häufiger kommen hierbei auch Medikamente zum Einsatz: „Angstlösende Arzneien senken Stress und minimieren nachweislich das Risiko für Probleme nach dem Eingriff“, betont Dr. Machotta im Vorfeld des Hauptstadtkongresses der DGAI. Bei ängstlichen Kindern sollten Ärzte diese Alternative nutzen. Dabei ist es jedoch unerlässlich, dass sie entsprechend ärztlich qualifiziert sind. Etliche Studien zeigen hingegen, dass die Anwesenheit der Eltern die Angst des Nachwuchses nicht verringert. Sie macht die Kinder auch nicht kooperativer „Die elterliche Präsenz bietet daher keine Alternative zu beruhigenden Medikamenten“, so das Fazit von Dr. Machotta. Eingehender erörtern Experten das Thema auf dem HAI 2010 im Internationalen Congress Centrum, ICC Berlin. Das Treffen findet vom 16. bis 18. September 2010 statt.

Quelle: Machotta, A. Das unkooperative Kind in der Einleitung. Ursachen, Risikofaktoren und Möglichkeiten zur Stressvermeidung. Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie (2010), Vol. 45, S. 378-382

Terminhinweis

HAI 2010 – Hauptstadtkongress der DGAI für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit Pflegesymposium

16. bis 18. September 2010, Internationales Congress Centrum, ICC Berlin

„Eltern statt Prämediaktion?“, Dr. med. Andreas Machotta
Vortrag im Rahmen der Sitzung „Das Kind im Spannungsfeld zwischen Anästhesie und Chirurgie“
Donnerstag, 16. September, 13.00 bis 14.40 Uhr
ICC Lounge, ICC Berlin, Neue Kantstraße/Ecke Messedamm, 14057 Berlin
Pressekontakt für Rückfragen:
Kathrin Gießelmann
DGAI Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel. 0711 8931-981
Fax: 0711 89 31-167
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org

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idw

Weitere Informationen:

http://www.dgai.de http://www.hai2010.de

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