HIV: Rasante Entwicklung trickst Immunsystem aus

Das HI-Virus entwickelt sich rasch weiter, um den Angriffen des menschlichen Immunsystems zu entgehen. Ein Team um Philip Goulder von der University of Oxford hat nachgewiesen, wie schwer es sein könnte, einen Impfstoff zu entwickeln, der mit diesen Veränderungen Schritt hält.

Die Wissenschaftler zeigten, dass HIV sehr rasch in der Lage war sich anzupassen. Dadurch ist das Virus in der Lage, menschlichen Genen zu begegnen, die die auf seine Vernichtung abzielenden Moleküle des Immunsystems kontrollieren. Die Wissenschaftler betonen jedoch in der in Nature veröffentlichten Studie, dass die Wirkung von Medikamenten gegen HIV von diesem Phänomen nicht betroffen ist. An HIV sind laut BBC bereits 25 Mio. Menschen gestorben. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit 33 Mio. Menschen infiziert sind.

HIV ist jedoch nicht bei allen Menschen gleich tödlich. Durchschnittlich dauert es ohne Behandlung zehn Jahre bis die Krankheit ausbricht. Bei manchen Menschen dauert es nur zwölf Monate, bei anderen mehr als 20 Jahre. Diese Geschwindigkeit steht in direktem Zusammenhang mit Genen, die die Produktion von entscheidenden Molekülen des Immunsystems kontrollieren, den so genannten humanen Leukozytenantigenen (HLAs). Menschen unterscheiden sich in den HLA-Genen. Bereits kleine Unterschiede können große Auswirkungen darauf haben, wie schnell es zu einer Aids-Erkrankung kommt.

Die Wissenschaftler untersuchten die genetischen Sequenzen von HIV und der HLA-Gene bei mehr als 2.800 Menschen, die unter anderem aus Großbritannien, Südafrika, Kanada und Japan stammten. Sie fanden Mutationen, die dem Virus effektiv ermöglichten, die Wirkung eines bestimmten HLA-Gens zu neutralisieren. Erkrankungen waren bei jenen Menschen häufiger, die öfter über dieses Gen verfügen. Das HIV-Gen B*51 zum Beispiel ist bei der Kontrolle von HIV besonders wirksam. Das gilt aber nur dann, wenn das Virus in seinem genetischen Aufbau über keine „Flucht-Mutation“ verfügt. In Japan ist dieses Gen weit verbreitet. Zwei Drittel der HIV-Positiven ohne dieses Gen tragen das Virus mit genau dieser Mutation in sich. In Großbritannien ist dieses Gen im Gegensatz dazu viel seltener. Nur 15 bis 25 Prozent der Betroffenen sind mit HIV infiziert, das über die gleiche entscheidende Genmutation verfügt.

Goulder betonte, dass ähnliche Effekte bei allen untersuchten HLA-Genen nachgewiesen werden konnten. Damit sei nachgewiesen, dass HIV sehr gut in der Lage ist, sich gerade bei Menschen mit an sich guten Abwehrmöglichkeiten auf die Immunreaktionen des menschlichen Körpers einzustellen. Diese Hochgeschwindigkeitsevolution hat innerhalb von wenigen Jahrzehnten stattgefunden. Dieses Phänomen müsse aber nicht als schlechte Nachricht bei der Bekämpfung des Virus angesehen werden. Es sei möglich, dass entsprechend den Veränderungen des Virus auch verschiedene Immunreaktionen ins Spiel kommen, die tatsächlich effektiver sind. Ein zukünftiger Impfstoff müsste daher immer wieder verändert werden, um mit dem sich entwickelnden Virus Schritt zu halten. Das Gleiche werde heute bereits bei den Impfstoffen gegen Grippe gemacht.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.ox.ac.uk

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer