Hepatitis C zukünftig besser behandelbar – Neue Wirkstoffe stoppen das Virus

Unbehandelt erkranken sie früher oder später an einer Leberentzündung, das Lebergewebe vernarbt, oft entwickelt sich daraus Leberkrebs. Hepatitis ist hierzulande die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation.

Dank neuer Wirkstoffe haben Betroffene jetzt bessere Aussicht auf Heilung. Denn die modernen Medikamente hindern das Virus daran, sich zu vermehren und blockieren damit die chronische Entzündung der Leber. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht darin eine Chance für einen Wendepunkt in der Krankenversorgung.

Die Behandlung von Hepatitis C erforderte bisher viel Geduld: Die Patienten mussten über bis zu eineinhalb Jahre lang zweimal täglich Tabletten mit dem Wirkstoff Ribavirin einnehmen und wöchentlich das Hormon Interferon spritzen. Interferon stärkt die körpereigene Virusabwehr.

„Doch vor allem seine Nebenwirkungen machen die Behandlung für die Patienten beschwerlich, und eine Erfolgsgarantie gab es nicht“, beschreibt der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. med. Michael P. Manns aus Hannover. Nur etwa die Hälfte der Patienten erreichte das Therapieziel: ein über das Ende der Behandlung anhaltendes Ansprechen des Virus auf das Medikament, eine „sustained virological response“ (SVR). „Wenn der Virustest auch zwölf Wochen nach dem Ende der Therapie negativ ausfällt, gehen wir heute von einer Ausheilung der Hepatitis C aus“, erläutert Manns, der Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover ist.

Zwei neue Wirkstoffe haben die Heilungschancen deutlich verbessert: „Boceprevir und Telaprevir erreichen in Kombination mit Interferon und Ribavirin eine Heilungsrate von bis zu 80 Prozent“, berichtet Professor Manns. Neu an den beiden Substanzen ist, dass sie direkt gegen das Hepatitis C-Virus wirken, indem sie ein bestimmtes Enzym des Virus, die HCV-Protease, blockieren und damit seine Vermehrung stoppen. Es sind die ersten sogenannten direct acting antivirals (DAA). Mehrere Dutzend weitere DAA sind derzeit in der klinischen Entwicklung. „Wir ernten jetzt die Früchte einer jahrzehntelangen Erforschung des Hepatitis C-Virus“, erläutert der Experte. Zwei Medikamente der nächsten Generation, Semiprevir und Sofosbuvir, wurden gerade in den USA zugelassen, Europa wird folgen.

Mit einer größeren Zahl von Wirkstoffen steigen auch die Chancen, schwierige Hepatitis-Infektionen erfolgreich zu behandeln. Anspruchsvoll ist vor allem die Therapie bei bestimmten Typen des Virus und bei Menschen mit bereits deutlich geschädigter Leber, vor allem im Stadium der Leberzirrhose. Manns hofft, dass auch für diese Patienten in Zukunft erfolgreiche und nebenwirkungsärmere Therapien möglich werden: „Es ist vorstellbar, dass es in fünf Jahren wie bei der HIV-Therapie Kombinationspräparate gibt, die einmal täglich als Tablette eingenommen werden können und die aber im Gegensatz zu HIV zur Heilung führen können“, meint der DGIM-Vorsitzende.

Ein Problem sieht der Experte darin, alle Menschen zu finden, die mit dem Virus infiziert sind und von einer Therapie profitieren: „Denn eine Hepatitis C kann Jahrzehnte lang beschwerdefrei bleiben.“ Tritt die Erkrankung zutage, sei es für eine Heilung oft zu spät. „Hepatitis C ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation, und die frühzeitige Behandlung könnte die Warteliste deutlich entlasten“, sagt Professor Manns. Im Prinzip könnte das Hepatitis C-Virus durch die Behandlung aller Infizierten weltweit ausgerottet werden, wie etwa das Pockenvirus. Damit rechnet Manns allerdings nicht. Die Behandlung sei kostspielig und für viele Länder derzeit nicht finanzierbar: „Malaria, Tuberkulose und Durchfallerkrankungen bei Kindern stehen in vielen Ländern weiter oben auf der Prioritätenliste.“ Neueste Erkenntnisse zur Therapie von Hepatitis sind auch ein Thema des 120. Internistenkongresses der DGIM, der vom 26. bis 29. April 2014 in Wiesbaden stattfindet.

Terminhinweise:

120. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Termin: 26. bis 29. April 2014
Ort: Rhein-Main-Hallen Wiesbaden
Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Termin: Dienstag, 4. Februar 2014, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Berliner Dependance der DGIM, Oranienburger Straße 22, 10178 Berlin
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Pressestelle
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-552
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