Grüner Star: Bluthochdruck setzt auch Augen unter Druck

Rund eine Millionen Menschen in Deutschland leiden an Glaukom – eine Augenerkrankung, bei der fortschreitende Schäden am Sehnerv zu Verlust der Sehkraft bis hin zur Erblindung führen können. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko.

Als bedeutendster Risikofaktor für ein Glaukom gilt ein erhöhter Augeninnendruck, der einerseits einen mechanischen Schaden am Sehnerv bewirkt und gleichzeitig die Durchblutung des Sehnervs stört. Die Senkung des Augeninnendrucks ist darum auch der wichtigste Therapieansatz.

„In den meisten Fällen lässt sich das Fortschreiten eines Glaukoms durch die drucksenkende Therapie verlangsamen“, sagt Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer von der Sektion DOG-Glaukom. Ganz aufhalten könne man die Erkrankung damit in manchen Fällen jedoch nicht. „Darum ist es wichtig, auch Faktoren außerhalb des Auges bei der Glaukomtherapie zu berücksichtigen.“

Dazu gehöre auch erhöhter Bluthochdruck, die häufigste begleitende Systemerkrankung bei Glaukompatienten. So haben Studien gezeigt, dass ein erhöhter Blutdruck auch den Augeninnendruck ein wenig in die Höhe treibt. „Viel schädlicher für das Auge aber ist ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdrucks“, so der Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz.

Bei einem normalen Menschen schwankt der Blutdruck je nach Tageszeit und ist nachts normalerweise etwas niedriger als am Tag. Fällt der Blutdruck jedoch über Nacht zu stark ab, stört das die Durchblutung des gesamten Auges, zumal der Augeninnendruck im Liegen höher ist und damit die Durchblutung gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss. Insbesondere Netzhaut und Sehnerv können dann Schaden nehmen und das Sehvermögen der Betroffenen beeinträchtigen.

Besonders gefährdet für solche Durchblutungsstörungen sind Menschen mit einem ohnehin zu niedrigen Blutdruck. Allerdings gibt es auch einige Medikamente gegen Bluthochdruck, die den Blutdruck über Nacht stark abfallen lassen. Das betrifft sowohl systemische als auch einige am Auge angewendeten Medikamente.

„Eine Absprache zwischen Augenarzt und Hausarzt oder Hypertensiologen erscheint hier sinnvoll, um sowohl Bluthochdruck als auch Glaukom langfristig optimal zu kontrollieren“, erklärt DHL-Präsident Professor Dr. med. Martin Hausberg. Ebenso sollten Hausärzte ihre Blutdruckpatienten ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Glaukomvorsorge schicken.

Literatur:
C. Erb, H.-G. Predel, Die Bedeutung der arteriellen Hypertonie für das primäre Offenwinkelglaukom, Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 136-143
K. Spaniol, M. Schöppner, N. Eter, V. Prokosch-Willing, Schwankungen des Augeninnendrucks, Blutdrucks und okulären Perfusionsdrucks bei Glaukompatienten, Klin Monatsbl. Augenheilkd 2015

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