Giftige Galle schädigt die Leber

Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben eine neue Erbkrankheit entdeckt, die zu einem schweren Leberschaden führen kann. Da ein schützender Stoff im Gallensaft fehlt, werden die Leberzellen den schädigenden Inhaltsstoffen der Galle ausgesetzt. Dadurch kommt es zur Leberzirrhose, einer Umwandlung der Leberzellen in Bindegewebe mit schleichendem Verlust der Organfunktion. Damit könnte ein Teil der Leberzirrhosen unbekannten Ursprungs erklärt und ein neuer Therapieansatz geschaffen werden. Die wissenschaftliche Arbeit ist jetzt in der Zeitschrift „Hepatology“ veröffentlicht worden.

Bekannte häufige Ursachen einer Leberzirrhose sind Leberentzündungen mit einem Virus, Alkoholmissbrauch, autoimmune Erkrankungen und Stoffwechseldefekte. Bei rund 15 – 20 Prozent der Patienten kann die Ursache bislang nicht ermittelt und keine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.

Fehlerhaftes Transportprotein macht die Galle toxisch

Die Arbeitsgruppe um Dr. Daniel Gotthardt und Privatdozent Dr. Peter Sauer, Abteilung Gastroenterologie, und Dr. Heiko Runz und Professor Dr. Johannes Zschocke, Institut für Humangenetik, beide am Universitätsklinikum Heidelberg, hat herausgefunden, dass eine Mutation des sogenannten ABCB4 Gens eine mangelhafte Zusammensatzung von Galle in der Leber und eine nachfolgende Zirrhose verursachen kann. Die Erkrankung kann im Kindes- oder im Erwachsenenalter einsetzen und zum Tode führen. Das Gen sorgt für die Produktion eines Eiweißes, das als Transportprotein für die Ausscheidung der Substanz Phosphatidylcholin in die Galle verantwortlich ist. Sie schützt die Leber vor toxischen Stoffen in der Galle; ihre geringe Konzentration verursacht daher einen Leberschaden.

Lebererkrankung bei Säuglingen durch andere Genmutation

Dass eine andere Mutation im ABCB4 Gen eine schwere Lebererkrankung bei Säuglingen verursachen kann, war bislang bereits bekannt. Nur wenn das veränderte Gen von Mutter und Vater weitergegeben wird, tritt die Erkrankung auf. Frauen, die das mutierte ABCB4 Gen tragen, aber selbst nicht betroffen sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer ausgeprägten Gelbsucht während der Schwangerschaft zu erkranken. Eine humangenetische Beratung und eine enge Betreuung während der Schwangerschaft sollten deshalb erwogen werden.

Literatur:
Gotthardt D, Runz H, Keitel V, Fischer C, Flechtenmacher C, Wirtenberger M, Weiss KH, Imparato S, Braun A, Hemminki K, Stremmel W, Rüschendorf F, Stiehl A, Kubitz R, Burwinkel B, Schirmacher P, Knisely AS, Zschocke J, Sauer P.: A mutation in the canalicular phospholipid transporter gene, ABCB4, is associated with cholestasis, duc-topenia, and cirrhosis in adults. Hepatology. 2008 Oct;48 (4):1157-66.

(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)

Kontakt:
Dr. Daniel Gotthard, Dr. Peter Sauer
Abt. Innere Medizin IV (Gastroenterologie)
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
E-Mails:
daniel.gotthardt@med.uni-heidelberg.de
peter.sauer@med.uni-heidelberg.de
Dr. Heiko Runz
Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: heiko.runz@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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