Gewichtsabnahme hilft bei der Reparatur geschädigter Blutgefäße

Übergewicht stört natürliche Reparaturvorgänge in den Blutgefäßen des Herz-Kreislauf-Systems. Eine Gewichtsabnahme kann dies wieder rückgängig machen. Das zeigt ein von der Deutschen Stiftung für Herzforschung – in Verbindung mit der Deutschen Herzstiftung – gefördertes Forschungsprojekt Göttinger Wissenschaftler. Es ist eines von derzeit 24 durch die Stiftung unterstützten Forschungsprojekten.

Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stehen bei der Forschergruppe um Prof. Dr. med. Katrin Schäfer aus der Kardiologie am Herz-Zentrum der Universitätsmedizin Göttingen die so genannten Endothel-Vorläuferzellen. Von diesen aus dem Knochenmark stammenden und im Blut zirkulierenden Zellen weiß man, dass sie zum Schutz der Blutgefäß-Innenauskleidung (Endothel) beitragen. „Diese Zellen treten etwa bei einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels in Aktion, indem sie die Neubildung von Blutgefäßen fördern“, erläutert Katrin Schäfer, „oder sie helfen bei Schädigungen der Gefäßwand, dass sich diese wieder regenerieren kann.“ Demgegenüber verschlechtern mehrere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie beispielsweise Rauchen und erhöhte Blutzucker- sowie Cholesterinwerte, die Reparaturfunktionen der Endothel-Vorläuferzellen.

Übergewicht hemmt das Reparaturpotenzial

Erstmals genauer erforscht wurde in der vorliegenden Studie, wie sich Übergewicht als eigenständiger Herz-Kreislauf-Risikofaktor auf Endothel-Vorläuferzellen auswirkt. Dazu isolierten und kultivierten die Göttinger Wissenschaftler entsprechende Zellen aus dem Blut von 49 übergewichtigen Teilnehmern eines Gewichtsabnahmeprogramms der Universitätsmedizin Göttingen und verglichen sie mit denen einer normalgewichtigen Kontrollgruppe. Ergebnis: „Mehrere Fähigkeiten der Endothel-Vorläuferzellen, die normalerweise für deren Reparaturpotenzial von Bedeutung sind, waren bei den übergewichtigen Personen deutlich eingeschränkt“, so Katrin Schäfer. Dies zeigte sich zum Beispiel in einer verminderten Ausschüttung von speziellen an der Gefäßneubildung beteiligten Signalmolekülen (angiogenetische Chemokine). Die gute Nachricht: Bei den übergewichtigen Studienteilnehmern, die innerhalb eines halben Jahres mit ihrem Gewichtsabnahmeprogramm Erfolg hatten (mindestens 10 Prozent Gewichtsverlust oder Body-Mass-Index unter 35 kg/m2), verbesserten sich die Funktionen der Endothel- Vorläuferzellen wieder. Das zeigten die Nachuntersuchungen sechs Monate nach der ersten Blutanalyse. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht*.

„Die Ergebnisse dieser patientennahen Studie“, kommentiert Prof. Dr. med. Hellmut Oelert, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung, „sind sowohl für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten bei noch Gesunden wie auch für die Prognose bei bereits am Herzen erkrankten Patienten wichtig: Denn sie lassen den Schluss zu, dass jeder, der Übergewicht vermeidet oder es erfolgreich abbaut, damit wirkungsvoll auch die körpereigenen Reparaturvorgänge in seinen Blutgefäßen – so auch in den Herzkranzarterien – und damit seine Herz-Kreislauf-Gesundheit unterstützt.“ Das Forschungsprojekt wird mit erweiterter Fragestellung fortgesetzt und auch im Jahr 2010 von der Deutschen Stiftung für Herzforschung unterstützt.

Zur Deutschen Stiftung für Herzforschung:
Als Schwesterorganisation der Deutschen Herzstiftung e. V. fördert die Deutsche Stiftung für Herzforschung patientennahe Projekte von hohem wissenschaftlichem Niveau in der klinischen Forschung und Grundlagenforschung.

* Heida, Nana-Maria et al., Effects of Obesity and Weight Loss on the Functional Properties of Early Outgrowth Endothelial Progenitor Cells, J.Am.Coll.Cardiol., 2010, 55: 357-367.

3/2010

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
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Dr. Klaus Fleck / Pierre König
Tel. 069/955 128-140
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