Gentherapie bei Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen sind oft sehr quälend und nehmen einen chronischen Verlauf. Medikamente können den Schmerz oft lediglich lindern, aber nicht aufheben.

Die Betroffenen leiden an unerträglichen Schmerzen und den Nebenwirkungen der Schmerzmittel. Psychosoziale Isolation und Depression sind häufige Folgen. Alles dies sind Gründe, nach einer ursächlichen Therapie für neuropatische Schmerzen zu suchen. Ein Schlüssel dazu könnte das Protein Progranulin sein.

Wie Prof. Irmgard Tegeder von der Goethe-Universität an Zellkulturen feststellte, schützt das Protein Nervenzellen und unterstützt deren Heilung. Jetzt will die Medizinerin in Untersuchungen an Mäusen prüfen, ob durch eine Gentherapie die gestörte Progranulin-Bildung in den betroffenen Nervenzellen normalisiert werden kann. Das Ziel ist, die ungünstigen Anpassungsreaktionen aufzuhalten und so die Entstehung chronischer Schmerzen zu verhindern.

Tegeders Ansatz unterscheidet sich von gentherapeutischen Ansätzen zur Korrektur angeborener Gendefekte darin, dass sie den Mangel an Progranulin in den geschädigten Nervenzellen auszugleichen versucht. Dazu wird das Gen für die Herstellung von Progranulin einem Virus eingepflanzt, das bevorzugt in Nervenzellen eindringt. Da dieses Virus auch beim Menschen keine Erkrankung hervorruft, ist es als „Genfähre“ geeignet. Hat das Virus das Gen in die Nervenzellen transportiert, kann es dort abgelesen und das heilende Protein verstärkt gebildet werden. Bei erfolgreicher Behandlung sollten die behandelten Mäuse weniger Nervenschmerzen entwickeln.

Eine weitere Fragestellung ist, ob Progranulin Entzündungen und die Degeneration von Nervenzellen verhindern kann. „Neuropatische Schmerzen treten bei einer Vielzahl von Erkrankungen auf, die primär auf einer Schädigung oder einem Verfall der Nervenzellen beruhen, wie Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS)“, erklärt Irmgard Tegeder, „Bei diesen Patienten könnte eine auf Gentherapie basierende Behandlung mit Progranulin einen doppelten Nutzen erzielen.“

„Dieses Projekt zeigt beispielhaft, wie exzellente Grundlagenforschung in innovative Produkte – in diesem Fall in eine neue Therapieform – überführt werden könnten“, urteilt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität. Aufgrund des hohen Marktpotentials des entsprechenden Patents der Goethe-Universität werden die Entwicklungsarbeiten von Prof. Irmgard Tegeder aus dem so genannten Hessischen Patentfonds gefördert. Dieser Fonds der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen unterstützt die Weiterentwicklung universitärer Innovationen in marktreife Produkte, um die Voraussetzungen für eine Lizenzierung wissenschaftlicher Erfindungen an die Wirtschaft zu erleichtern.

Informationen: Prof. Irmgard Tegeder, Institut für Klinische Pharmakologie / ZAFES, Klinikum der Goethe Universität, tegeder@em.uni-frankufrt.de.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die „Science City“ auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.

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