Gefährliche Ausfälle im Gesichtsfeld: Glaukom erhöht Risiko für Stürze und Unfälle

Das Glaukom ist die weltweit zweithäufigste Ursache für Erblindung. Oft liegt ein zu hoher Augeninnendruck der Krankheit zugrunde, wodurch der Sehnerv des Auges dauerhaft Schaden nimmt. Da der Patient zunächst keine Beschwerden hat, bleibt die Krankheit lange unbemerkt.

„Der Sehverlust beginnt außerhalb des Zentrums des Gesichtsfeldes. Menschen, die an einem Glaukom leiden, nehmen diese Ausfälle deshalb oft gar nicht wahr”, erläutert Professor Dr. med. Dr. h.c. Franz Grehn, Schriftführer der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg. So sei die zentrale Sehschärfe, beispielsweise beim Lesen, trotz fortgeschrittenem Sehnervenschaden lange Zeit nicht beeinträchtigt. Immer mehr Objekte außerhalb des Gesichtsfeldzentrums werden jedoch übersehen. „Die Patienten haben Schwierigkeiten, Treppen zu steigen oder Schwellen und Gehsteigränder wahrzunehmen”, erklärt Grehn im Vorfeld des WOC 2010.

Das Übersehen von Hindernissen birgt zahlreiche Gefahren in sich: So konnten Studien zeigen, dass das Sturzrisiko bei Glaukompatienten 1,6 bis viermal höher ist als das von gesunden Menschen. „Das Glaukom gehört zu den häufigsten Ursachen für Schenkelhalsbrüche im Alter“, berichtet Grehn.

Eine große Gefahr birgt das Glaukom auch, wenn Betroffene Auto fahren. Nach den gesetzlichen Vorschriften dürfen innerhalb des zentralen beidäugigen 30-Grad-Gesichtsfeldes keine Ausfälle bestehen. Die Einschränkung der Fahrtüchtigkeit wird aber vom Patienten nicht wahrgenommen: „Plötzlich vom Rand her auftauchende Gefahren können leicht übersehen werden”, warnt Grehn. Sein Team testet deshalb in einer Studie die Fahrtüchtigkeit von Betroffenen in einem Fahrsimulator. Einigen Patienten gelinge es möglicherweise, die Gesichtsfeldausfälle durch vermehrte Blickbewegungen auszugleichen. Andere seien dagegen in größerem Maße unfallgefährdet. Hinzu kommt, dass im Spätstadium der Erkrankung die Wahrnehmung von Hell und Dunkel durch den allmählichen Verlust der Sehnervenzellen eingeschränkt ist. „Betroffene nehmen dunkle Objekte dann auch im zentralen Gesichtsfeld schlechter wahr. Helle Objekte verursachen früher eine Blendung”, erklärt Grehn, der die Auswirkungen eines Glaukoms auf den Alltag der Patienten auch im Rahmen des WOC 2010 diskutieren wird.

Eine Erblindung ist beim Glaukom kein unabwendbares Schicksal. „Ein frühzeitig bei der Vorsorgeuntersuchung erkanntes Glaukom lässt sich meist sehr gut behandeln”, erläutert Grehn. „Medikamente, die den Augeninnendruck senken, können dann häufig einen Sehverlust vermeiden.”

Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz anlässlich des WOC 2010
Donnerstag, 27. Mai 2010, 11.00 bis 12.00 Uhr, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz: Raum IV, Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin
Kongresssitzung: Glaucoma Research Society Symposium: The impact of glaucoma on real life
Montag, 7. Juni 2010, 08.30 bis 10.00 Uhr, Raum Abu Dhabi, ICC Berlin,
Neue Kantstraße/Ecke Messedamm, 14057 Berlin
Mit dem World Ophthalmology Congress (WOC 2010) richtet Deutschland 2010 den größten internationalen Fachkongress zum Thema Augenheilkunde aus. Neben dem 32. International Congress of Ophthalmology (ICO) finden auch der 108. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und die Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) unter dem Dach des WOC 2010 statt. Die AAD-Kurse werden vom 3. bis zum 6. Juni 2010 in deutscher Sprache abgehalten. Vom 5. bis zum 9. Juni schließt sich das internationale Programm in englischer Sprache an. Die Veranstalter erwarten mehr als 8 000 Teilnehmer aus etwa 120 Ländern.

Kontakt für Journalisten:

Silke Stark
Pressestelle WOC 2010
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 8931-572
Fax: +49 (0)711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org

Media Contact

Silke Stark idw

Weitere Informationen:

http://www.woc2010.de

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