Im Fokus: Bisher vernachlässigte Infektionskrankheiten

„Angesichts der beobachteten Zunahme bisher seltener Infektionskrankheiten in vielen Ländern, auch in Deutschland und Europa, und der Zunahme der Wirtschaftskraft zahlreicher Länder außerhalb Europas besteht neuerdings größeres Interesse von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen an Diagnostika und Impfstoffen für diese Krankheiten.

Hinzu kommt, dass Diagnostika heute wesentlich kostengünstiger entwickelt und Impfstoffe durch ein einzelnes Verfahren für ganz Europa gleichzeitig zugelassen werden können.“, erklärt Professor Hermann Müller, Direktor des Institutes für Virologie im Zentrum für Infektionsmedizin an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig und einer der Teilnehmer des neuen BMBF-Projektes.

Das Projekt ordnet sich ein in das BMBF-Forschungsprogramm „Forschung für den Markt“ (ForMat). Es steht unter der Federführung von Prof. Dr. Christian Jassoy, Institut für Virologie der Medizinischen Fakultät und soll das Marktpotenzial und die Entwicklungskosten für neue Diagnostika und Impfstoffkandidaten in der Human- und Tiermedizin ermitteln sowie ein Konzept für ihre Verwertung erstellen.

Ab 2010 ist eine Technologieförderung möglich, mit der die Diagnostika und Impfstoffkandidaten bis zur Verwertung weiter entwickelt werden können. Antragsteller sind weiterhin wie erwähnt Professor Dr. Hermann Müller und Prof. Dr. Uwe Truyen, Institut für Hygiene und Öffentliches Veterinärwesen im Zentrum Veterinary Public Health, Veterinärmedizinische Fakultät.

Über die Arbeit an der Entwicklung von Diagnostika für Viruskrankheiten hinaus sollen durch weitere Projekte junge Wissenschaftler mit Erfahrung in der Grundlagenwissenschaft an die angewandte Infektionsforschung und den Prozess der Technologieverwertung herangeführt werden. Die Nachwuchswissenschaftler sollen auch die Möglichkeit erhalten, sich durch persönliche Kontakte und die Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen in der Region zu verankern. Schließlich soll die engere Vernetzung von Forschern und Verwertern dazu beitragen, den Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt Infektionskrankheiten in der Human- und Tiermedizin im Raum Leipzig weiter voran zu bringen.

Hintergrund:

„Obwohl von medizinischer Seite dringender Bedarf besteht und die technische Umsetzung möglich ist, gibt es für zahlreiche human- und veterinärmedizinische Infektionskrankheiten bisher keine geeigneten Diagnostika und Impfstoffe“, sagt Professor Dr. Hermann Müller. „Dabei handelt es sich insbesondere um Infektionen, bei denen die Zahl der Erkrankungsfälle bisher nur gering ist oder das Einsatzgebiet regional begrenzt bleibt beziehungsweise in wirtschaftlich weniger potenten Ländern liegt. Dazu kommen Krankheiten bei Tierarten von geringerer wirtschaftlicher oder seuchenhygienischer Bedeutung.“

Für solche Krankheiten wird gelegentlich auch der Begriff „vernachlässigt“ bzw. „neglected“ verwendet. Der Terminus „Vernachlässigung“ bezieht sich hierbei auf die Tatsache, dass die großen Unternehmen der Pharmazeutischen Industrie aufgrund verhältnismäßig kleiner Fallzahlen oder aufgrund der bisher geringeren Zahlungsbereitschaft beziehungsweise -fähigkeit der Endkunden keine Anstrengungen zur Etablierung entsprechender Produkte unternommen haben.

Aus den bereits genannten Gründen hat sich die Situation verändert und es werden verstärkt Anstrengungen unternommen, die bisher vernachlässigten Infektionskrankheiten in den Mittelpunkt der Forschung zu rücken. Um die Kompetenzen bei der Erforschung von Infektionskrankheiten zu bündeln, haben sich Forschergruppen der Veterinärmedizinischen Fakultät und der Medizinischen Fakultät sowie der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie und des Fraunhofer Instituts für Zelltherapie und Immunologie, die auf dem Gebiet der infektionsmedizinischen Grundlagenforschung aktiv und an einer praktischen Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse arbeiten, zusammengeschlossen. Der lose Verbund unterstützt die Institute beim Ausbau der infektionsmedizinischen Forschung und dem Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Ziel ist die Stärkung der bereits vorhandenen Forschung und Entwicklung im Bereich der human- und veterinärmedizinischen Infektionskrankheiten in der Region Leipzig zum Nutzen für Mensch und Tier.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hermann Müller
Telefon: 0341 97-38200
E-Mail: virology@vetmed.uni-leipzig.de
Prof. Dr. Christian Jassoy
Telefon: 0341 97-13302
E-Mail: christian.jassoy@medizin.uni-leipzig.de

Prof. Dr. Uwe Truyen
Telefon: Telefon: 97 38 150
E-Mail: truyen@vmf.uni-leipzig.de

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Dr. Bärbel Adams Universität Leipzig

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