Erste Autotransfusion von roten Blutkörperchen aus Stammzellen

Angesichts der Tatsache, dass der Bedarf an Blut immer weiter steigt und die Anzahl an Spendern immer weiter sinkt, könnten diese Ergebnisse eines Tages dazu führen, dass die Patienten, die eine Bluttransfusion benötigen, zu ihren eigenen Blutspendern werden. Diese Arbeit wurde von einem gemischten Forscherteam des Krankenhauses Saint Antoine (Einheit 938, INSERM-UPMC-AP-HP [2]) um Luc Douay durchgeführt und wurde am 1. September 2011 in der internationalen Fachzeitschrift Blood [3] veröffentlicht.

Normales menschliches Blut mit roten Blutkörperchen.
(© Inserm, Claude Féo)
Mit Hilfe spezifischer Wachstumsfaktoren, die die Proliferation und die Reifung von hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) in roten Blutkörperchen regulieren, haben die Forscher aus HSZ eines menschlichen Spenders Milliarden von roten Blutkörperchen (RBK) gezüchtet. Sie injizierten diese Zellen anschließend in vier Maus-Modelle und konnten so nachweisen, dass die gezüchteten Blutzellen im Organismus einen kompletten Reifungsprozess durchlaufen.

Danach wiederholte das Team den Versuch an einem menschlichen freiwilligen Spender und seinen eigenen HSZ und untersuchte das Überleben der gezüchteten RBK im menschlichen Organismus. Nach fünf Tagen waren zwischen 94 und 100% der RBK im Blutkreislauf des Spenders verblieben und nach 26 Tage noch zwischen 41 und 63%, was der durchschnittlichen Lebensdauer normaler Erythrozyten entspricht. Diese Ergebnisse beweisen, dass die Lebensdauer und die Überlebenschance gezüchteter Zellen denen “klassischer” roter Blutkörperchen ähneln und sie somit als mögliche Transfusionsquelle in Frage kommen.

“Mit dieser Studie konnte erstmals bewiesen werden, dass die gezüchteten Erythrozyten im menschlichen Organismus überleben können. Das ist ein großer Durchbruch für die Transfusionsmedizin. Wir benötigen dringend neue Quellen für Bluttransfusionen, insbesondere angesichts der nachlassenden Bereitschaft zur Blutspende, aber auch um die virusbedingten Infektionsrisiken bei der klassischen Transfusion zu verringern.”, so Luc Douay. “Auch wenn die Herstellung dieser Zellen in großen Mengen noch weiterer technologischer Fortschritte im Bereich des Zell-Engineering bedarf, sind wir überzeugt, dass die gezüchteten RBK eine unbegrenzte Reserve an Blutzellen und eine Alternative zu den klassischen Transfusionsprodukten darstellen könnten.”

[1] Hämatopoetische Stammzellen sind Stammzellen, die sich in jede Art von Blutzelle differenzieren können. Sie sind der Ausgangspunkt für die gesamte Zellneubildung des Blutes und des Abwehrsystems (Hämatopoese).

[2] Inserm – französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung

UPMC – Pierre und Marie Curie Universität

AP-HP – staatliche Krankenhauseinrichtung von Paris

[3] Originalpublikation: “Proof of principle for transfusion of in vitro generated red blood cells”, Blood – 01.09.2011 – http://bloodjournal.hematologylibrary.org/content/early/2011/08/30/blood-2011-06-362038.abstract

Kontakt:

Luc Douay, Direktor des Inserm-UPMS-AP-HP Teams 938 “Proliferation und Differenzierung von Stammzellen” – Tel.: 01 40 01 14 15 (Inserm/UPMC) – 01 49 28 22 72 (Krankenhaus) – luc.douay@sat.aphp.fr

Quelle: Pressemitteilung des Inserm – 01.09.2011 – http://www.inserm.fr/espace-journalistes/1ere-autotransfusion-de-globules-rouges-crees-a-partir-de-cellules-souches

Redakteurin: Claire Cécillon, claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

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