Depression in einer Stunde diagnostizierbar

Eine starke Beschleunigung der Diagnose von Depression und anderen psychischen Störungen verspricht ein Gerät, das australische Forscher der Monash University patentiert haben.

Eine als „Elektrovestibuligrafie“ bezeichnete Technik misst die elektrischen Signale des Gleichgewichtssystems des Gehirns, deren Muster laut den Wissenschaftlern Rückschlüsse über verschiedene Störungen des Zentralnervensystems geben. Grundlage ist die enge Verbindung des Gleichgewichtsorgans mit primitiven Gehirnregionen, die mit Emotionen und Verhalten verknüpft sind. Diese Verbindung kann offenbar auch diagnostisch genutzt werden.

Zur Diagnose sitzt der Patient in einem eigens entworfenen Kippstuhl, dessen Bewegungen elektrische Reaktionen im Gleichgewichtsorgan auslösen. „In den Gehörgang des Untersuchten wird eine mit Gel umhüllte Elektrode gesetzt, die Störsignale unterdrückt. Damit können die entscheidenden elektrischen Reaktionen wahrgenommen und aufgezeichnet werden“, erklärt Forschungsleiter Brian Lithgow. Die Reaktionsmuster werden dann mit jenen verglichen, die sich in Tests mit freiwilligen Patienten bereits als typisch für Depression, Schizophrenie und anderen Störungen des Zentralnervensystems gezeigt haben. In weniger als in einer Stunde könne so eine Diagnose erstellt werden.

Die Feststellung psychiatrischer Störungen verläuft bisher über mehrere Schritte, die insgesamt mehrere Wochen in Anspruch nehmen können. Zu Beginn steht meist eine klinische Anamnese, bei der im Gespräch Merkmale der Psychopathologie wie Stimmung, Schlaf und besondere Wahrnehmungen erhoben, kognitive Fähigkeiten getestet und die Ergebnisse mit Krankheitsmustern verglichen werden.

Mehr als eine Verdachtsdiagnose erlaubt schließlich erst der Einbezug der Fremdanamnese, indem der Psychiater auch die Perspektive von verfügbaren Angehörigen einbezieht sowie medizinische Untersuchungen, da psychische Störungen manchmal auch organischen Ursprungs sind.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.monash.edu.au

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer