Dendrimere: ein neues Heilmittel gegen chronische Entzündungserkrankungen?

Forscher des Inserm, der Paul Sabatier Universität III in Toulouse und des CNRS (Zentrum für Physiopathologie in Toulouse Purpan und Laboratorium für Koordinationschemie) haben die Wirkung einer neuen Familie von Dendrimeren auf das Immunsystem untersucht.

Die Arbeit wurde am 4. Mai 2011 in der internationalen Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht [2] und ist der erste Nachweis für die Wirksamkeit dieses Molekültyps.

Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von Gelenkrheumatismus (auch bekannt als rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis).

Die Forscher konnten kürzlich in vivo aufzeigen, dass bestimmte Dendrimere mit Monozyten-Makrophagen interagieren. Diese Zellen werden bei Entzündungen aktiv und besitzen die Fähigkeit sich in Osteoklasten – mehrkernige Riesenzellen, die Knochensubstanz abbauen – [3] zu differenzieren.

Nach diesen ersten Ergebnissen untersuchten die Forscher das therapeutische Potenzial dieser neuen Dendrimerfamilie bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Gelenkrheumatismus.

Gelenkrheumatismus ist eine Autoimmunkrankheit, die etwa 1% der Bevölkerung betrifft. Sie ist durch eine Entzündung des gesamten Gelenkgewebes (Knorpel, Knochen und Gelenkkapseln) gekennzeichnet und führt zu beeinträchtigenden Gelenkdeformationen. Die Behandlung dieser chronischen entzündlichen Erkrankung ist sehr teuer (etwa 15000€/Patient/Jahr) und zeigt bei einem Drittel der Patienten keinen Erfolg.

Für ihre Untersuchungen nutzten die Forscher zwei Maus-Modelle: Im ersten Modell entwickelte sich die Krankheit 4 Wochen nach der Geburt und beim Zweiten wurde die Arthritis durch eine Injektion von Autoantikörpern induziert. Die Forscher injizierten die Dendrimere ein Mal pro Woche intravenös.

Rémy Poupot, einer der Forscher, erklärt: „Bei den unbehandelten Mäusen wurde der Knorpel völlig zerstört. Bei den behandelten Mäusen hingegen wurde er geschützt und die Gelenke blieben intakt und vollständig funktionsfähig. Es ist auch wichtig zu betonen, dass die jeweils verabreichten Mengen (von 1 bis 10 mg/kg) mit den therapeutischen Dosen bei Menschen kompatibel sind. Rémy Poupot zufolge verringern die 15 Dendrimere die negativen Auswirkungen der Entzündung, die für den Gelenkrheumatismus verantwortlich sind.

Neben den Tierversuchen testeten die Forscher das Molekül in vitro an menschlichen Monozyten und Gelenkkapseln von Arthritispatienten. So konnten sie die anti-osteoklastische Aktivität der Dendrimere nachweisen. Diese Moleküle bieten demzufolge vielversprechende Aussichten bei der Entwicklung von Behandlungsmethoden gegen chronische entzündliche Erkrankungen.

[1] Weitere Informationen über Dendrimere bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Dendrimere

[2] Originalpublikation: „A Phosphorus-Based Dendrimer Targets Inflammation and Osteoclastogenesis in Experimental Arthritis“, Science Translational Medicine – 04.05.2011 – http://stm.sciencemag.org/content/3/81/81ra35

[3] Weitere Informationen über Osteoklasten bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Osteoklast

Kontakte:

– Rémy Poupot – Zentrum für Physiopathologie in Toulouse Purpan, Inserm 1043 – Paul Sabatier Universität III, CNRS 5282, Toulouse – Tel: 05 62 74 83 68 / 06 61 25 18 99 – E-Mail: remy.poupot@inserm.fr

– Jean Luc Davignon – Zentrum für Physiopathologie in Toulouse Purpan, Inserm 1043 – Paul Sabatier Universität III, CNRS 5282, Toulouse – Tel: 05 62 74 86 61 – E-Mail: jean-luc.davignon@inserm.fr

Quellen:

– Pressemitteilung des Inserm – 05.05.2011 – http://www.inserm.fr/espace-journalistes/les-dendrimeres-unremede- aux-maladies-inflammatoires-chroniques#

– Pressemitteilung des CNRS – 05.05.2011 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/2176.htm#

Redakteurin: Claire Cécillon, claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

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