CHIRP – das nützliche Zwitschern

Babys müssen gut hören, damit sie später auch sprechen lernen können. Aus diesem Grund kommen die gesetzlichen Krankenkassen seit 2009 für die Kosten von Hörtests bei Babys auf (Neugeborenen-Hörscreening).

Dies hat zu einer starken Nachfrage nach zuverlässigen und schnellen Geräten für eine automatisierte Überprüfung des Gehörs geführt. Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) haben kürzlich in Kooperation mit Universitätskliniken und einem Industriepartner die Hörschwellen für hochwirksame neue „Chirp“-Testsignale bestimmt. Die Ergebnisse ermöglichen die verlässliche Kalibrierung der eingesetzten Geräte und unterstützen damit den Verkauf großer Stückzahlen.

Nach dem Prinzip des Elektro-Enzephalogramms (EEG), das mit Elektroden auf der Kopfhaut die Gehirnströme misst, kann man auch die Funktion des Gehörs testen. Weil der Patient dabei nicht aktiv werden muss, eignet sich das Verfahren auch für ganz kleine Kinder, die sogar im Schlaf untersucht werden können. Da das Hören sehr wichtig für den Spracherwerb ist, gehören diese und andere Hörtests seit 2009 zu den Routineuntersuchungen von Neugeborenen.

Neuartige „Chirp“-Signale (deutsch „Zwitschern“), die sich aus vielen Einzeltönen zusammensetzen, lösen auch bei geringer Lautstärke eindeutig nachweisbare Hirnstrom-Reaktionen bei den untersuchten Säuglingen aus. Dadurch eignen sie sich besser zur Überprüfung des Hörvermögens als bisher eingesetzte Serien von Klick-Geräuschen. In einer Zusammenarbeit des Audiometriegeräte-Herstellers MAICO mit Forschern aus verschiedenen Universitätskliniken und der PTB wurden diese „Chirps“ hinsichtlich der Lautstärke, der Abfolge und zeitlicher Verzögerung der Töne optimiert.

In der PTB wurden aufwendige Testserien mit Versuchspersonengruppen durchgeführt. Die dabei unter genau definierten genormten Bedingungen gemessene mittlere Hörschwelle von jungen „ohrgesunden“ Menschen dient als Bezugshörschwelle. Diese ist für jeden Signaltyp und für jeden Kopfhörertyp verschieden und muss deshalb in separaten Tests bestimmt werden. Die in der PTB ermittelten Bezugshörschwellen können zum präzisen Kalibrieren auch der modernsten Screening-Audiometer verwendet werden. Erst dadurch werden Untersuchungsergebnisse verschiedener Kliniken und Ärzte vergleichbar und aussagekräftig.

Übrigens: Die Chirp-Signale klingen nicht wirklich wie Vogelzwitschern – sie würden es aber, wenn man sie verlangsamt wiedergeben würde. Sowohl Chirps als auch Klicks hören sich, da in schneller Wiederholung abgespielt, eher wie ein Knattern an. Verblüffend ist, dass die Chirp-Signale sich sehr ähnlich wie die Klick-Signale anhören und dennoch wesentlich stärkere Gehirnströme auslösen.

PTB-Ansprechpartner
Johannes Hensel, Arbeitsgruppe 1.61 Hörschall, Tel.: (0531) 592-1519, E-Mail: johannes.hensel@ptb.de

Media Contact

Imke Frischmuth idw

Weitere Informationen:

http://www.ptb.de/

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