Chemotherapie oder Transplantation –Was hilft besser bei Leukämie?

Akute myeloische Leukämiezellen<br>Bildquelle: Medizinische Klinik I / Universitätsklinikum Dresden<br>

Insgesamt 30 große Kliniken in ganz Deutschland beteiligen sich an dem Projekt, das von Prof. Dr. Martin Bornhäuser geleitet wird. Die ersten Patienten wurden bereits in die Studie aufgenommen, insgesamt sollen es bundesweit 356 Patienten werden.

Die Rekrutierungszeit wird mit drei Jahren veranschlagt, vier Jahre sind für die Studienbetreuung vorgesehen. Mit ersten Ergebnissen rechnen die Forscher 2017. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG fördert das Vorhaben mit 1,2 Millionen für die ersten drei Jahre, nach zwei Jahren kann aber ein Antrag auf weitere Förderung gestellt werden. Die Studie ist international einzigartig, ihre Durchführung wurde u. a. vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und dem gemeinsamem Bundesausschuss gefordert und hat damit auch eine hohe politische Bedeutung.

In die randomisierte kontrollierte Studie werden AML-Patienten bis zum Alter von 60 Jahren aufgenommen, bei denen nach den ersten beiden Chemotherapien keine Leukämiezellen mehr erkennbar waren und sich in einer sogenannten Remission befinden.

„Obgleich zu diesem Zeitpunkt bereits ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Heilung erreicht ist, erleiden die meisten Patienten ohne weitere Therapie einen Rückfall der Erkrankung.“, sagt Professor Bornhäuser. „Zur Fortsetzung kann entweder weiter Chemotherapie gegeben oder eine allogene Stammzelltransplantation durchgeführt werden.“

Für die größte Gruppe von Patienten mit AML, die sogenannte Standardrisiko-Gruppe, liegen keine verlässlichen Daten darüber vor, ob eine der beiden Therapiemöglichkeiten die Lebenserwartung entscheidend verlängern kann oder beide Therapien gleich effektiv sind. Die Studie soll dafür wegweisende Erkenntnisse liefern. Dazu werden die in die Studie eingeschlossenen AML-Patienten mit Standard-Risiko und einem geeigneten Stammzellspender mittels Losverfahren in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt – Gruppe 1 erhält eine Chemotherapie, bei der es statistisch weniger therapiebedingte Komplikationen, aber wahrscheinlich eine höhere Rückfallquote gibt. Gruppe 2 erhält eine allogene Transplantation, bei der es statistisch häufiger zu therapiebedingten Komplikationen kommt, dafür aber wahrscheinlich weniger Rückfälle verzeichnet werden.

„Alle Patienten werden über vier Jahre beobachtet, dann erfolgt eine Auswertung, ob eine der beiden Behandlungsarten das Leben der Patienten im Vergleich zur anderen Therapie verlängern kann oder ob die Therapien ebenbürtig sind“, erläutert Professor Bornhäuser. Hier gibt es auch hinsichtlich gesundheitsökonomischer Gesichtspunkte großen Erkenntnisbedarf, denn die Kosten der beiden Therapieformen sind sehr unterschiedlich. Außerdem wird nicht nur die Lebensdauer der Behandelten untersucht, sondern auch die Lebensqualität. Denn wenn eine Therapieform zwar die Lebensdauer geringfügig verlängern würde, aber die Lebensqualität massiv senkt, eröffnet sich ein weiteres Spannungsfeld bei der Entscheidung für den angemessenen Behandlungsweg. Bisher gibt es weltweit noch keine validen, also zuverlässigen Daten zu diesen Fragestellungen, was die Bedeutung der von Dresden aus durch Prof. Dr. Martin Bornhäuser und Dr. Christoph Röllig von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus federführend koordinierten Studie klar aufzeigt.

Kontakt
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Dr. med. Christoph Röllig
Facharzt für Hämatologie und internistische Onkologie sowie
Leiter des Bereichs Klinische Studien der Medizinischen Klinik und Poliklinik I
Tel. (0351) 458 25 83
E-Mail: christoph.roellig@uniklinikum-dresden.de

Media Contact

Holger Ostermeyer idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinikum-dresden.de

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