Biomediziner Pierluigi Nicotera leitet Demenz-Forschungszentrum

Pierluigi Nicotera wird Gründungsdirektor des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Professor Nicotera einen international so renommierten und erfahrenen Forscher und Wissenschaftsmanager für diese wichtige Aufgabe gewinnen“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan am Donnerstag in Berlin.

Das maßgeblich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Zentrum soll im Frühjahr seine Arbeit aufnehmen und vor allem neue Strategien im Kampf gegen Alzheimer und Parkinson entwickeln.

Der 52-jährige aus Italien stammende Biomediziner Pierluigi Nicotera hat seit 2001 als Leiter des Bereichs Toxikologie beim „Medical Research Council“ in Leicester in Großbritannien unter anderem die Mechanismen untersucht, die zur Schädigung von Nervenzellen führen. Zuvor forschte Nicotera mehrere Jahre am Karolinska-Institut in Stockholm und leitete den Bereich Molekulare Toxikologie an der Universität Konstanz.

Das DZNE hat einen breiten Forschungsauftrag: Durch die Analyse der Krankheitsursachen soll es neue Möglichkeiten der Früherkennung und Prävention, Wege zur Entwicklung wirksamer Therapien und die besten Formen der Pflege und Versorgung aufzeigen. Ministerin Schavan hat im vergangenen Jahr den Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft mit der Konzeption des Zentrums beauftragt. Unter dem Dach der Helmholtz-Gemeinschaft wird das Zentrum nun auf Vorschlag einer Expertenkommission in diesem Frühjahr gegründet – mit dem Ziel, die deutsche Forschung auf dem Gebiet der Neurodegeneration zu bündeln und zu verstärken.

Kernelement des neuen Zentrums ist die enge fachlich-räumliche Verbindung zu bestehenden Forschungseinrichtungen wie den Hochschulen und Hochschulkliniken. Das DZNE wird deshalb außer dem Standort in Bonn auch in München, Tübingen, Rostock/Greifswald, Witten-Herdecke, Göttingen und Magdeburg präsent sein und darüber hinaus eine enge Kooperation mit bereits vorhandenen regionalen und überregionalen Partnern pflegen. Das jährliche Budget des Zentrums umfasst in der Endausbaustufe insgesamt 66 Millionen Euro. 90 Prozent davon trägt das BMBF, 10 Prozent übernehmen die beteiligten Länder.

„Immer mehr Menschen erkranken an Demenzen. Um ihnen zu helfen, brauchen wir Erfolge in der Forschung. Dazu führen wir die besten Wissenschaftler und Ärzte unter einem Dach zusammen“, erläuterte Ministerin Schavan das Konzept des Zentrums. „Damit stellen wir uns einer großen gesellschaftspolitischen Herausforderung angesichts der steigenden Lebenserwartung und der demographischen Entwicklung der Bevölkerung.“

Neurodegenerative Erkrankungen stellen eine extrem hohe Belastung für Betroffene und Angehörige dar und führen zu außerordentlich hohen Kosten im Gesundheitssystem. In Deutschland leiden derzeit rund eine Million Personen über 65 Jahren an den Folgen einer Demenz. Die Zahl der Neuerkrankungen liegt bei rund 200 000 pro Jahr. Aufgrund des demografischen Wandels wird sich diese Situation weiter verschärfen. Ohne neue Präventionsmaßnahmen und ohne die Entwicklung von neuen Therapieverfahren wird sich die Zahl der Demenzerkrankten auf über vier Millionen erhöhen, wovon 40 Prozent so schwer erkrankt sein werden, dass sie nur in Pflegeheimen betreut werden können. Der prognostizierte Anstieg neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson wird eine erhebliche gesundheitspolitische Herausforderung für die Zukunft sein. Bis heute existieren für diese Krankheiten jedoch noch keine kausalen Therapien und auch keine wirksame Prävention.

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