Pankreaskrebs rechtzeitig erkennen: Europäische Forscher entwickeln Molekulares Imaging

Wenn Patienten mit ersten Symptomen zum Arzt kommen, hat der Krebs meist schon Metastasen gebildet. Weil es bisher keine Möglichkeit gibt, Bauchspeicheldrüsenkrebs frühzeitig zu erkennen, entwickeln Forscher jetzt eine Methode, mit der sie einzelne „verdächtige“ Zellen wie mit einer biologischen Lupe von außen sichtbar machen.

Das sog. Molekulare Imaging ist Teil des europäischen Projekts MolDiag-Paca und wird in Deutschland von Prof. Dr. Stephan Hahn (Molekulare Gastroenterologische Onkologie, Medizinische Fakultät) koordiniert.

Suche im Unsichtbaren

Wo sollen Forscher ansetzen, wenn die Krebsfrühstadien symptomlos verlaufen? Die Idee: Im Randgewebe operativ entfernter Tumore hin zu den gesunden Zellen müssten sich alle Stadien der Krebsentwicklung finden lassen. Tatsächlich bestätigten genetische Untersuchungen die herauspräparierten veränderten Zellen als Vorstufen des Pankreaskarzinoms (Verlust von Chromosomenstücken, Zunahme von Mutationen) und damit zugleich ein vierstufiges Modell der Krebsentwicklung.

„Protein-Bibliothek“

Da Proteine für Diagnostik und Therapie im Gegensatz zu den Genen bessere Angriffsflächen bieten, wechselten die Forscher dann auf die Proteinebene, d.h. hier auf eine Zwischenstufe von DNA und Protein (mRNA). Mit Hilfe spezieller molekularbiologischer Methoden erstellten sie zunächst eine umfangreiche Liste der in den Vorstufen-Zellen vermehrt vorliegenden mRNA. In dieser „Bibliothek“ hofften sie Informationen (sog. Marker) zu finden, mit denen sich die veränderten Zellen deutlich von den Normalzellen abgrenzen lassen.

Molekulares Imaging: Zwei Verfahren

Von zunächst 2.000 mRNA dieser „Bibliothek“ blieben schließlich fünf Proteine als Marker übrig, mit denen sich die Krebszellen im Organismus finden und markieren lassen sollen. Derzeit entwickeln die Mediziner zwei Verfahren des Molekularen Imagings: Ein radioaktiv markiertes Diagnostikum erreicht das Zielgewebe über die Blutbahn und wird tomografisch detektiert, oder der Nachweis erfolgt endoskopisch über eine fluoreszenzmarkierte Sonde. „Wir reden hier über nicht allzu viele Zellen und hoffen, genügend Signalstärke an die mikroskopisch kleinen Zellen heranbringen zu können“, sagt Prof. Hahn.

„Die Stecknadel im Heuhaufen“ erforschen

Mit dem Ziel, neue molekulare Techniken zu entwickeln, mit denen sich auch kleinste Mengen an Tumor- und Tumor-Vorläuferzellen im Organismus nachweisen lassen, fördert die Europäische Union seit 2006 das Projekt MolDiag-Paca (Novel molecular diagnostic tools for the prevention and diagnostic of pancreatic cancer). Beteiligt sind neben Deutschland (Marburg, Kiel, Bremen, Ulm, Berlin) auch Großbritannien, Spanien, Italien, Schweden und Estland.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Stephan Hahn, Molekulare Gastroenterologische Onkologie, Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität, Tel.: 0234/32-29282, E-Mail: Stephan.Hahn@rub.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.rub.de/rubin

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer