Drogen und Sexualität weniger wichtig

Streitthemen zwischen Jugendlichen und Eltern

Ordnung, Mithilfe im Haushalt und das Verhalten gegenüber den Eltern sind neben der Zukunftsplanung der Jugendlichen die konfliktträchtigsten Diskussionspunkte zwischen Eltern und ihren heranwachsenden Kindern. Die Heftigkeit der Streitigkeiten wird dabei von Faktoren wie Wohnverhältnissen, Berufszugehörigkeit der Eltern und der Existenz von Geschwistern kaum beeinflusst. Zu diesem Ergebnis gelangt Dr. Klaus Hoppig in einer Untersuchung, die er an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln erstellt hat und in deren Rahmen die einzelnen Familienmitglieder zu Häufigkeit und Heftigkeit der Diskussionen um bestimmte Themen befragt wurden.

Innerhalb der Familien ist eine gewisse Rollenzuweisung bei der Auseinandersetzung über Konfliktthemen zu beobachten: Zwischen Vätern und Töchtern finden besonders heftige Streitigkeiten um den Bereich Telefonanrufe bzw. Telefonrechnung statt, Söhne sehen den Grund für vehemente Auseinandersetzungen mit dem Vater eher in schlechten Schulnoten. Mit der Mutter wird – sowohl von Mädchen wie auch von Jungen – vor allem über das Aufräumen gestritten, während dieses Thema gerade zwischen Vätern und Töchtern kaum eine Rolle spielt.

Hinter den Bereich des alltäglichen Umgangs und des schulischen bzw. beruflichen Werdegangs fallen Themenkomplexe wie der Umgang mit dem eigenen Geld und die Gestaltung der Freizeit zurück. Auch Diskussionen um Alkohol, Drogen, Sexualität und Verhütung kommen seltener vor, obwohl diese Themen Jugendliche ebenfalls stark beschäftigen. Über den Freund oder die Freundin des Jugendlichen wie auch über den gesamten Freundeskreis wird zwar vergleichsweise häufig gestritten, jedoch verlaufen die Diskussionen weniger heftig als bei den Hauptstreitthemen.

In der Benennung der häufigsten Konfliktthemen wie auch in der Bewertung der Streitheftigkeit stimmen die Antworten der Mutter eher mit den Einschätzungen des Jugendlichen überein als die des Vaters. Dies zeigt sich zum einen in der Rangfolge der am häufigsten diskutierten Streitthemen, die zwischen Mutter und ihren Kindern auf den ersten fünf, zwischen Vater und Jugendlichen nur auf den ersten beiden Positionen identisch sind. Zum anderen werden die Streitgespräche seitens des Vaters tendenziell heftiger eingeschätzt als aus der Sicht von Sohn bzw. Tochter. Die größte Abweichung ergibt sich in der Gruppe der 17-jährigen Jugendlichen. Erklären läßt sich diese Beobachtung, so Dr. Hoppig, möglicherweise durch den Umstand, dass die Heranwachsenden mit dem Vater weniger Berührungs- und Reibungspunkte sehen als mit der Mutter. Gerade die älteren Jugendlichen können ein Gefühl von Unabhängigkeit und Interesselosigkeit zeigen, welches von den Vätern als problematisch empfunden werde.

Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zeigen sich vor allem in der Vehemenz der Konflikte: Streitigkeiten mit Jungen verlaufen heftiger als Diskussionen zwischen Mädchen und ihren Eltern. In dieser Einschätzung stimmen sowohl die Antworten der Jungen selbst als auch die Bewertung der einzelnen Elternteile überein. Gegensätzlich ist darüber hinaus die altersgemäße Entwicklung der Streitheftigkeit: Während bei den Mädchen die Gruppe der 14-15 -jährigen ihre Konflikte mit der größten Vehemenz austrägt, erreicht bei den Jungen die Intensität der Diskussionen gerade im Alter von 16 und 17 Jahren ihre Spitze.

In den seltensten Fällen werden die Konflikte durch die Streitgespräche gelöst. Meist beharren die Teilnehmer auf ihren Positionen, das Ende der Diskussion wird dann etwa durch einen Themenwechsel herbeigeführt. Kompromisslösungen werden erst mit zunehmendem Alter des Jugendlichen häufiger.

Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Gerd Lehmkuhl unter der Telefonnummer 0221/478-4370, der Faxnummer 0221/478-6104 und unter der Email-Adresse Gerd.Lehmkuhl@medizin.uni-koeln.de zur Verfügung.

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Gabriele Rutzen idw

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