Bildgebung: Mehr Information, weniger Belastung

Rund 70 Prozent aller medizinischen Diagnosen stützen sich auf eine Untersuchung mit bildgebenden Verfahren. Die verschiedenen Methoden – von der einfachen Röntgenuntersuchung über CT bis hin zur Magnetresonanztomographie – liefern inzwischen neue, mehr und damit bessere diagnostische Informationen ohne zusätzliche Strahlenbelastung. Dies betonen Experten auf dem Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden.

In der Bildgebung vollzieht sich seit einiger Zeit ein tief greifender Wandel: Die Schnittbild-verfahren – Computer (CT)- und Magnetresonanztomographie (MRT) – sind auf dem Vormarsch. Die Zahl konventioneller Röntgenuntersuchungen sinkt, jene der CT- und MRT-Untersuchungen steigt.

Auswertungen des Instituts für Strahlenhygiene des Bundesamtes für Strahlenschutz, die auf dem Röntgenkongress präsentiert werden, belegen, dass im Jahr 1997 – aktuellere Daten liegen nicht vor – rund 112 Millionen Röntgenuntersuchungen mit den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen abgerechnet wurden. Hinzu kommen nochmals 24 Millionen zahnmedizinische Aufnahmen. Statistisch gesehen nimmt damit Deutschland mit ca. 1655 Röntgenuntersuchungen pro 1000 Einwohner im europäischen Vergleich eine Spitzenstellung ein.

Im Vergleich zu früheren Jahren sinkt die Zahl von Röntgenuntersuchungen etwa im Bauchraum und Magen-Darm-Trakt. In diesen Bereichen dominieren inzwischen bildgebende Verfahren, die ohne ionisierende Strahlung arbeiten: Ultraschall, Endoskopie oder MRT. Zugenommen haben hingegen Mammographien um zwölf Prozent sowie CT-Untersuchungen um elf Prozent. Besonders deutlich ist die Steigerung bei Untersuchungen des Blutgefäßsystems (Arteriographie) und bei minimal-invasiven Eingriffen, die unter Röntgenkontrolle stattfinden, beispielsweise die Erweiterung verengter Blutgefäße mit einem Katheter. „Ein nicht erheblicher Teil des Zuwachses von drei bis vier Prozent seit 1994“, erläutert der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, Professor Prof. Dr. med. Claus D. Claussen von der Universität Tübingen, „entfällt also auf neue Möglichkeiten, die für die Patienten einen wesentlichen diagnostischen und therapeutischen Gewinn darstellen.“ Dazu gehören beispielsweise auch Schnittbild-Untersuchungen, die den Patienten invasive diagnostische Eingriffe ersparen können.

Gleichwohl belegen die Untersuchungen auch, dass steigende Untersuchungszahlen nicht automatisch zu einer steigenden Strahlenexposition führen. Diese ist – im Vergleich zu früheren Jahren – nahezu unverändert. Eine konsequente Qualitätssicherung, strengere Indikationsstellungen und der Einsatz modernster Technik sorgen für bessere diagnostische Informationen ohne zusätzliche Strahlenbelastung. Neue Gerätetechniken ermöglichen es den Radiologen beispielsweise, die Strahlendosen deutlich zu reduzieren. „Moderne und schnellere CT-Geräte liefern hochwertige Aufnahmen und damit wichtige diagnostische Informationen mit der halben Dosis“, sagt Claussen. Bei bestimmten Untersuchungen genügt inzwischen sogar ein Zehntel der Dosis. Auch die neue Röntgenverordnung, an der die Deutsche Röntgengesellschaft intensiv mitgewirkt hat, wird nach Auffassung von Claussen dazu beitragen, dass die Strahlenexposition in der Zukunft weiter sinken wird.

Die Geräte-Entwicklung schreitet ebenfalls ständig fort. Die schnellen 16-Zeilen-CTs der jüngsten Generation sind nur ein Beispiel. Ein anderes: Neue ultraschnelle MRT-Geräte die mit höheren Magnetfeldern arbeiten und darum bessere Bilder liefern. „Diese stärkere Auflösung wird funktionelle Untersuchungen weiter voranbringen“, betont Claussen. Inzwischen werden die Vorteile verschiedener Verfahren auch in einem Gerät kombiniert: Das PET-CT verbindet die Möglichkeiten der Positronen-Emissions-Tomographie, die Einblicke in Stoffwechselprozesse liefert, mit der guten Darstellung morphologischer Strukturen mit dem CT.

Auf strenge Qualitätssicherung setzt die Röntgengesellschaft bei der Mammographie, unabhängig davon, ob diese im Rahmen der geplanten Reihenuntersuchungen (Screening) gesunder Frauen eingesetzt wird oder zur „kurativen“ Untersuchung der Brust, wenn der Arzt also bei einem konkreten Verdacht auf krankhafte Veränderungen die Aufnahme anordnet. Pro Jahr trainiert die Deutsche Röntgengesellschaft rund 600 Ärzte in – stets überbuchten – hochkarätigen Fortbildungsveranstaltungen in Sachen Mammographie. Hinzu kommen Kurse für das technische Assistenzpersonal. Ebenso laufen die Vorbereitungen für die freiwillige Zertifizierung von Praxen nach den strengen EU-Richtlinien sowie die Einführung der Doppelbefundung. „Die Mammographie“, betont Claussen, „ist eine Erfahrungswissenschaft, man muss lernen, die Bilder zu interpretieren.“

Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Claus D. Claussen
Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Abt. für Radiologische Diagnostik
Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen
Tel. 07071 – 298 2087 , Fax 07071 – 295 845
E-Mail: claus.claussen@med.uni-tuebingen.de

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Dipl. Biol. Barbara Ritzert idw

Weitere Informationen:

http://www.drg.de/

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