Greifswalder Mediziner wollen Sterberate bei Blutvergiftung senken

Die hohe Sterberate durch eine Sepsis* ist auch in deutschen Krankenhäusern nach wie vor ein Tabuthema. Nach Datenerhebung des Kompetenznetzwerkes SepNet sterben jährlich in Deutschland etwa 40.000 Menschen durch die besser unter dem Begriff der Blutvergiftung bekannte Erkrankung.

Am Uniklinikum Greifswald, zugleich eines der Regionalzentren des Kompetenznetzwerkes SepNet, wurde auf Initiative der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der „Sepsisdialog“ ins Leben gerufen, der einerseits die Fach- und Pflegekräfte am Klinikum sowie die Öffentlichkeit für die Problematik sensibilisieren soll. Andererseits ist die erste Veranstaltung zu der Thematik der Startschuss für das von den Intensivmedizinern des Klinikums entwickelte Qualitätsmanagementprojekt Sepsis, das am Mittwoch, dem 21. November 2007, erstmals vorgestellt werden soll (16.30 Uhr, Hörsaal Anatomie, Friedrich-Loeffler-Straße 23 c).

Dazu sind interessierte Medienvertreter recht herzlich eingeladen. Unterstützt wird der Sepsisdialog vom Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden, Prof. Claus Bartels, der in den Aktivitäten einen wichtigen Baustein in der Qualitätsführerschaft sieht.

„Mittels eines standardisierten Sofortmaßnahmekataloges wollen wir die Sterblichkeitsrate signifikant senken“, betonte Projektleiter Dr. Matthias Gründling. „Ähnlich wie bei einem inzwischen allgemein präsenten Verhaltensmuster beim drohenden Herzinfarkt soll künftig ebenso zügig auf eine mögliche Sepsis reagiert werden. Dann gilt auch bei einer Sepsis: Jede Minute zählt! Klare Handlungsrichtlinien und umgehendes ärztliches Eingreifen sollen helfen Leben zu retten. Dafür muss jedoch die dritthäufigste Todesursache erst einmal bei medizinischen Laien und beim Fachpersonal bekannter gemacht werden.“ Allein auf den Intensivstationen haben 12 % aller Patienten eine schwere Sepsis oder stehen unter einem septischen Schock. Über die Hälfte der Betroffenen stirbt daran, so eine aktuelle im Jahr 2007 publizierte Studie des SepNet.

Im Rahmen des Sepsisdialoges und mit dem neuen Sofortmaßnahmekatalog, der sich an nationalen und internationalen Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der Sepsis orientiert, wollen wir Leben retten und dieses auch nachweislich darstellen“, betonte Gründling. „Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, was nicht immer einfach ist, und werden umgehend Behandlungsschritte wie beispielsweise eine wirksame Antibiotikatherapie eingeleitet, bestehen größere Chancen auf ein Überleben und eine vollständige Heilung.“

Die *Sepsis ist die aggressivste Form einer Infektion, hervorgerufen durch Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze und deren Gifte. Wenn es dem Körper nicht gelingt, die Infektion auf den Ursprungsort zu begrenzen, lösen die Giftstoffe innerhalb weniger Stunden eine Entzündung in allen Organen aus, vergleichbar mit einer außer Kontrolle geratenen Kettenreaktion bei einer Kernreaktorkatastrophe. Innerhalb weniger Stunden weisen alle lebenswichtigen Organe des Menschen Entzündungszeichen auf und drohen zu versagen. Frühe und oft im Krankenhausalltag verkannte Symptome einer Sepsis sind hohes Fieber, beschleunigte Atmung, schnellerer Herzschlag bei niedrigem Blutdruck sowie Verwirrtheit (http://www.kompetenznetz-sepsis.de).

Ansprechpartner
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
OA Dr. Matthias Gründling
Friedrich-Loeffler-Strasse 23, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-58 60
M +49 173-203 54 46
E gruendli@uni-greifswald.de oder sepsis@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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