Deutsche und niederländische Expertenzentren für Tuberkulosekontrolle schließen sich mit ihren osteuropäischen Kollegen zusammen

Anlässlich der WHO-Europa-Ministerkonferenz „All against Tuberculosis“ beabsichtigen sie, ihr Engagement gemeinsam mit den östlichen Kollegen noch zu intensivieren. Das Koch-Metchnikov-Forum, die KNCV Tuberculosis Foundation, das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien (Borstel) und das Robert Koch-Institut wollen gemeinsam sicherstellen, dass die öffentlichen Finanzinvestitionen in die TB-Kontrolle von hochwertigem technischen Support und einem Know-how-Austausch begleitet werden und dass dies angemessen durch die EU und die westeuropäischen Regierungen unterstützt wird.

Aus ihrer Sicht liegt in dem heutigen Treffen aller europäischen Gesundheitsminister die historische Chance, Versäumnisse wieder gut zu machen, die in der TB-Kontrolle während der 1990er Jahre in dieser Region gemacht wurden. Die 1990er Jahre markieren ein Jahrzehnt, in dem sich die TB-Erkrankungsraten in dieser Region verdoppelt haben und sich die Problematik der multiresistenten TB (MDR: multidrug-resistant) dramatisch verschärft hat. Der Anteil der praktisch unbehandelbaren TB-Formen (XDR: extensively drug-resistant) unter den nicht-vortherapierten MDR-TB-Fällen ist in dieser Region schon auf bis zu 17% angestiegen.

Die deutschen und niederländischen TB-Kontroll-Organisationen unterhalten seit längerer Zeit in den baltischen Staaten, Russland, dem Südkaukasus und Zentralasien eine enge und erfolgreiche Kooperation mit Gesundheitsbehörden, lokalen Expertenzentren und NGO (Non-Governmental-Organisationen). Trotz der bisher erzielten Erfolge ist das Gesamtbild noch ein Stückwerk. Probleme hinsichtlich der Infektionsverhütung resultieren aus unnötig hohen Kosten, die unter anderem dadurch entstehen, dass sich nicht alle Akteure zu Qualität verpflichtet fühlen, dass Gesundheitssysteme nach wie vor kostbare Ressourcen vergeuden, und dass Patienten unnötig lange und damit zu kostenintensiv im Krankenhaus behandelt werden. Armut und die Stigmatisierung TB-Kranker erschweren die Diagnostik und Therapie gerade bei den Menschen, welche aufgrund ihrer Lebensumstände besonders empfänglich sind. So wird der TB-Epidemie Vorschub geleistet.

Nachdem sich im letzten Jahrzehnt die epidemiologische Situation kontinuierlich verschlechtert hat, formiert sich nun endlich ein politischer Wille, auch in Anerkennung der Tatsache, dass Ost- wie Westeuropa hiervon betroffen sind. Die Aufgaben, die sich der TB-Kontrolle stellen, müssen länderübergreifend angegangen und die TB/HIV-Epidemie an ihren Wurzeln gepackt werden.

Als Expertenzentren für TB befürworten wir den heute eingeschlagenen Weg und wollen unser eigenes Engagement weiter ausbauen:

– um eine gleichbleibend hohe Qualität der TB-Kontrolle in der gesamten Region sicherzustellen (DOTS: Directly Observed Treatment Short-course),

– um optimale Neuerungen in der TB-Kontrolle, unter Berücksichtigung der örtlichen Bedingungen, in den Regionen realisieren zu können – auch im Hinblick auf MDR-TB und HIV/TB,

– um die knappen personellen und finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen effizient einzusetzen,

– um TB-Risikogruppen, wie Haftinsassen, junge Drogenabhängige, Obdachlose, Arme und Migranten zu erreichen,

– um allen Patienten eine qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie im Rahmen einer effizienten TB-Kontrolle zugänglich zu machen: denn Qualitätsdefizite verursachen MDR- und XDR-TB.

Institutionelle Hürden in Ost und West müssen überwunden werden. Gesundheitsministerien und andere Ministerien müssen optimal bei der Tuberkulosekontrolle zusammenarbeiten. Der Einsatz der von der EU bereitgestellten Gelder für effektive regionsweite Programme sollte regelmäßig überprüft werden. Ein übergreifender Rahmenplan für die Aktivitäten auf Länderebene und für die Verteilung externer finanzieller Hilfen ist nötig. Die in der TB-Kontrolle etablierten Instrumente müssen auf die gesamte Region ausgeweitet werden, wobei alle Facetten der TB-Epidemie berücksichtigt und ein besonderer Fokus darauf gerichtet werden muss, die Entwicklung weiterer medikamentenresistenter TB zu verhindern.

Die deutschen und niederländischen Expertenzentren für TB-Kontrolle wollen ihre Zusammenarbeit und die Kooperation mit allen Partnern aus der Region intensivieren. Dies soll im Rahmen vernetzter und koordinierter Zusammenarbeit erfolgen, um einen optimalen Wissensaustausch zu gewährleisten und gemeinsam Einfluss auf eine flächendeckende TB-Kontrolle zu nehmen. Als Expertenzentren wollen wir versuchen, der Region sachverständig optimale technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen.

Gemeinsam wollen wir ein öffentliches Bewusstsein für TB wecken und wach halten und bitten um bilaterale und EU Unterstützung, um mit geeigneten Mitteln der TB-Epidemie in der WHO-Europa-Region entgegentreten zu können.

Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, Berlin
KNCV Tuberculosis Foundation, Den Haag
Koch-Metchnikov-Forum, Berlin
Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel
Robert Koch-Institut, Berlin
Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose
Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (kurz „DZK“) wurde 1895 als NGO (Non Governmental Organisation) gegründet, es wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) kofinanziert. Zu den zahlreichen Mitgliedern gehören neben dem BMG verschiedene Bundesländer, die Bundesärztekammer und das Robert Koch-Institut (RKI). Zu den Hauptaufgaben des DZK zählen die Information und Beratung von medizinischem Personal, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, von Regierungsstellen, Patienten und der allgemeinen Öffentlichkeit zu allen die TB betreffenden Fragestellungen (z.B. Diagnostik, Therapie und Infektionsverhütung), die Erarbeitung von nationalen Empfehlungen und Richtlinien, die Beobachtung der TB-Epidemiologie (in Zusammenarbeit mit dem RKI), sowie die Aufrechterhaltung der Kontakte zu nationalen und internationalen Organisationen (z.B. IUATLD, WHO, ERS, KNCV). Mit Unterstützung vieler nationaler und internationaler TB-Experten bündelt und erhält das DZK eine Expertise, die in Zeiten, in denen das Wissen um die TB schwindet, dringend benötigt wird.

Tel. +49-30-8102-1164, Website: http://www.dzk-tuberkulose.de; Kontakt: Prof. Dr. Robert Loddenkemper, Generalsekretär (rloddenkemper@dzk-tuberkulose.de)

KNCV Tuberculosis Foundation

Die KNCV Tuberculosis Foundation wurde 1903 in Den Haag gegründet, um die TB-Kontrolle in den Niederlanden zu koordinieren. Neben dieser bis heute noch zentralen Rolle hat sich die KNCV Tuberculosis Foundation seit den 1970er Jahren zu einem weltweiten Expertenzentrum für TB-Kontrolle und einer führenden Organisation für die Weiterentwicklung der TB-Kontrolle etabliert. Ihre Beratungsleistungen zum TB-Kontrollmanagement decken das ganze Spektrum ab, wie die Erstellung von Aktionsplänen und Richtlinien für Programmmanagement, Monitoring und Analyse, technische Unterstützung, Personalentwicklung, soziale Mobilisierung sowie operative und epidemiologische Forschungsarbeit in den Bereichen TB, MDR-TB und TB/HIV. Die KNCV Tuberculosis Foundation ist ein Gründungsmitglied der Stop TB Partnership und unterstützt TB-Kontrollprogramme in 41 Ländern in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika.

Tel. +31.6.3800.2009, Website: http://www.kncvtbc.nl; Kontakt: Monica Smits, communications (smitsm@kncvtbc.nl)

Koch-Metschnikow-Forum

Das Koch-Metschnikow-Forum (KMF), das während des 6. Petersburger Dialoges in Dresden im Oktober 2006 im Beisein von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Putin gegründet wurde, betreut schon seit 2001 deutsch-russische Kooperationsprojekte in der Tuberkuloseforschung und -kontrolle. Als Initiative des Petersburger Dialoges ist es als NGO in besonderem Maße den Zielen der G8-Gipfel von St. Petersburg 2006 und Heiligendamm 2007 verpflichtet und hat neben der Tuberkulose auch HIV/AIDS und Hepatitis sowie das Transfusionswesen als Themen für ein Engagement mit russischen Partnern. Darüber hinaus berät es beide Regierungen in Fragen der Infektionskontrolle im Besonderen und der Gesundheitsvor- und -fürsorge im Allgemeinen. Neben Projekten in Russland konnten erste Projekte der Tuberkulosekontrolle in Usbekistan, Moldawien und bald auch in Kasachstan etabliert werden. Neben der Betreuung und Durchführung wissenschaftlicher Kooperationsprojekte und von Projekten der technischen Zusammenarbeit (auch in Kooperation mit der GTZ) hat sich das KMF auch die Aus- und Fortbildung von Ärzten und Wissenschaftlern auf die Fahnen geschrieben, sodass die Bemühungen um eine Verbesserung der Bekämpfung der Infektionskrankheiten nachhaltig erfolgen können. Der wissenschaftliche Austausch wird gefördert durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der viele Projekte des KMF auch anschubfinanziert hat. Neben der Finanzierung durch Drittmittel wirbt das KMF im Sinne einer Public-Private-Partnership auch Gelder aus der Industrie ein.

Die Kooperationsprojekte des KMF erstrecken sich von der Grundlagenforschung (z.B. Immunologie der Tuberkulose) über die mikrobiologische Diagnostik bis hin zu Fragen der Infektionsepidemiologie und des öffentlichen Gesundheitswesens (Public Health). Die wissenschaftlichen Partnerprojekte dienen dabei als Motor für eine langfristige Zusammenarbeit zur Verbesserung der Infektionskontrolle im Sinne der Beschlüsse der G8-Gipfel.

Tel. +49-30-2345-7722; Website: http://www.KMForum.eu; Kontakt: Dr. Timo Ulrichs, Leiter der Sektion Tuberkulose (timo.ulrichs@bmg.bund.de)

Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien, Borstel

Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Mykobakterien hat seit langem eine zentrale Rolle in der Tuberkulose-Diagnostik und -Forschung. Dies wird auch unterstrichen durch die Benennung als eines von 4 „European Reference Laboratories for Mycobacteria“ der WHO seit 1999 und als eines von 23 „Supranational Reference Laboratories for Susceptibility Testing“ seit 1995. Nationale und internationale Kooperationen existieren mit vielen Einrichtungen und Institutionen wie RKI, GTZ, KFW, DAHW, öffentliches Gesundheitswesen, sowie WHO, MSF, ICRC, USAID. Weltweit bestehen viele internationale Kooperationen mit einigen Ländern Afrikas, aber vor allem mit Ländern Osteuropas wie Armenien, Aserbaidschan, Bosnien Herzegowina, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Kroatien, Polen, Republik Moldau, Serbien, Slowenien, Turkmenistan und Usbekistan. Als Konsequenz der steigenden Resistenzproblematik hat das NRZ vor allem in diesen Hochinzidenzländern seine Aktivitäten verstärkt. Schwerpunkt ist der Aufbau eines Netzwerkes von Qualitäts-überprüften TB-Laboratorien. Darüber hinaus ist das NRZ Koordinator des „Nordic-Baltic-TB-Laboratory-Network“, aktiv in internationalen Arbeitsgruppen der WHO und an der Entwicklung neuer TB-Kontrollprogramme in der RF in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministeriums der Russischen Föderation (RF) beteiligt.

Tel. +49-4537-188211, Website: http://www.fz-borstel.de/de/mycoref/index.htm; Kontakt: Dr. Sabine Rüsch-Gerdes (Leiterin des NRZ) (srueschg@fz-borstel.de)

Robert Koch-Institut

Das Robert Koch-Institut ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Das RKI verbindet eigene Forschung zu Gesundheitsrisiken mit der Beratung gesundheitspolitischer Entscheidungen. Zu den Kernaufgaben des RKI gehören die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten und die Analyse der Gesundheitssituation in Deutschland. Das Institut dient als nationales Zentrum für die Überwachung und Kontrolle der Tuberkulose and engagiert sich in der Erforschung der Latenz und Virulenz von Tuberkuloseerregern. Weitere Informationen sind zu finden unter www.rki.de.

Tel. +49-30-18754-2286; Website: http://www.rki.de; Kontakt: Susanne Glasmacher, Kommunikation (presse@rki.de)

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
www.rki.de
Das Robert Koch-Institut ist
ein Bundesinstitut im
Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit
Pressestelle
Susanne Glasmacher
(Pressesprecherin)
Günther Dettweiler
(stellv. Pressesprecher)
Claudia Eitner
Heidi Golisch
Kontakt
Tel.: 030.18754-2239, -2562 und -2286
Fax: 030.18754 2265
E-Mail: presse@rki.de

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