Treppen steigen, tanzen, nicht rauchen


Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Robert Koch-Instituts anlässlich des 1. Weltherztages am 24.09.2000

Wie in allen hochentwickelten Industriestaaten sind die Herz-Kreislauf-Krankheiten auch in der Bundesrepublik Deutschland Volkskrankheit und Todesursache Nr. 1. Nach neueren Hochrechnungen des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Herzinfarktregisters Augsburg ist pro Jahr von ca. 147.000 Herzinfarkten bei Männern und 131.000 Herzinfarkten bei Frauen in der Bundesrepublik Deutschland (1997) auszugehen.

Die wichtigsten Risikofaktoren, die auch zum Teil einander beeinflussen, sind bekannt: Rauchen, falsche Essgewohnheiten, mangelnde körperliche Aktivität, Übergewicht, nicht erkannter oder unzureichend behandelter Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes mellitus.
Obwohl auch bekannt ist, wie sich die Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Krankheiten durch das eigene Verhalten beeinflussen lassen, ernähren sich viele zu kalorienreich und zu fett, sie sind körperlich zu wenig aktiv oder sie rauchen. Das belegen die Ergebnisse des Bundes-Gesundheitssurveys, einer 1997/99 vom Robert Koch-Institut durchgeführten repräsentativen Gesundheitsstudie bei 7.124 erwachsenen Bundesbürgern.
Zwar essen die Deutschen weniger fettreich als noch vor zehn Jahren, trotzdem ist im Durchschnitt der Fettanteil in der Ernährung noch höher als von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen. Auch überhöhter Alkoholkonsum wirkt sich nachteilig auf das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko aus und führt zum Beispiel zu einem Anstieg des Blutdrucks und des Schlaganfallrisikos.

Nach Daten des aktuellen Bundes-Gesundheitssurveys trinken etwa 11 % der Frauen und 27 % der Männer mehr als ein bzw. zwei alkoholische Getränke pro Tag und liegen damit oberhalb des von der DGE angegebenen tolerablen Konsums (10 Gramm reiner Alkohol pro Tag bei Frauen, 20 Gramm bei Männern).
Regelmäßige Bewegung, das heißt mindestens eine halbe Stunde an den meisten Tagen der Woche, reduziert nachweisbar das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Am besten geeignet dazu sind Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen, Tanzen, Ballspiele, Fahrradfahren, aber auch ausgedehnte Spaziergänge oder regelmäßiges Treppen steigen bringen bereits gesundheitliche Vorteile. Eine (1999 im International Journal of Epidemiology, Band 28, S. 659-666 veröffentlichte) RKI-Studie zeigt, dass gerade bei älteren Menschen vermehrtes spazieren Gehen, Einkaufen oder Fahrrad Fahren schon mit günstigeren Werten für Blutdruck, Pulsrate und Körpergewicht einhergehen.

Eine Fehlbalance zwischen Bewegung und Ernährung kann zu Übergewicht führen. Zur Zeit ist über die Hälfte der Erwachsenen (Männer sogar zu 70 %) in Deutschland übergewichtig. Als Maßstab gilt ein Body Mass Index von 25 oder größer. Der Body Mass Index wird nach folgender Formel berechnet: Körpergewicht in kg dividiert durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat.
Eine weitere Möglichkeit, das Herz-Kreislauf-Risiko sofort zu senken, ist die Aufgabe des Rauchens. Zwar hat nach den Ergebnissen des Bundes-Gesundheitssurveys ein Drittel aller Raucher einen ernsthaften Aufhörversuch innerhalb des letzten Jahres unternommen. Dennoch sind nach wie vor 37 % der Männer und 28 % der Frauen im Alter von 18 und 79 Jahren Raucher. Während bei den Männern der Raucheranteil stagniert (in den neuen Bundesländern) oder sogar sinkt (in den alten Bundesländern) ist die Entwicklung bei den Frauen bedenklich: Seit der vorangegangenen Survey-Erhebung 1990/92 erhöhte sich im Westen der Anteil der Raucherinnen um knapp einen Prozentpunkt, im Osten dagegen um acht Prozentpunkte (von 21 auf 29 %).

Annähernd jeder dritte Erwachsene hat einen erhöhten Blutdruck, eine Hypertonie, (Männer 30%, Frauen 27%), häufig ohne es zu wissen. Nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sollte der systolische Wert unter 140 mm Hg (Millimeter Quecksilber), und der diastolische unter 90 mm Hg liegen, da mit zunehmendem Blutdruck auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten ansteigt. Ein mäßig erhöhter Blutdruck kann häufig auch ohne Medikamente, allein durch Gewichtsreduzierung, normalisiert werden. In der zeitlichen Entwicklung lässt sich kein positiver Trend erkennen: seit Anfang der Neunzigerjahre hat sich der Anteil der Hypertoniker bei den Erwachsenen um 3 Prozentpunkte erhöht.

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer: „Alle Daten zeigen, dass bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor Präventionsbedarf besteht. Die Deutsche Herzstiftung hat sich stellvertretend für eine ganze Reihe nicht-staatlicher Organisationen bei der Prävention dieser Erkrankungen engagiert und verdient – wie alle auf dem Gebiet der Prävention Aktiven – hohe Anerkennung.“

Begleitet werden die Aktivitäten von der Hoffnung, dass sich am 1. Weltherztag am 24. September, der sich des Themas Herz-Kreislauf-Erkrankungen und körperliche Aktivität annimmt, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Körperliche Bewegung dient übrigens nicht nur der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch der anderer Krankheiten.

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Susanne Glasmacher

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