Tiger-Moskitos bringen Krankheiten nach Europa

Die tropische, von Stechmücken übertragene Erkrankung namens Chikungunya ist erstmals in Norditalien aufgetreten. Forscher fürchten nun, dass die invasiven Asiatischen Tigermücken (Aedes albopictus), die in weiten Teilen Europas heimisch geworden sind, in Zukunft auch Tropenkrankheiten heimisch machen könnten, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.

Chikungunya ist insbesondere im östlichen und südlichen Afrika, auf dem indischen Subkontinent, in Südostasien und seit einigen Jahren auf den Inseln im Indischen Ozean verbreitet. Chikungunya heißt „der gekrümmt Gehende“. Die Bezeichnung leitet sich davon ab, dass die Erkrankten neben hohem Fieber auch starke Gelenkschmerzen haben.

Zwischen dem 4. Juli und 3. September sind in der Provinz von Ravenna 151 Fälle von Chikungunya offiziell bestätigt worden, berichtet das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) in Stockholm. Bei den meisten Patienten traten hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen, gelegentlich auch gastrointestinale Beschwerden auf. Ein 83jähriger Mann ist an den Folgen der Erkrankung verstorben. Es sei das erste Mal, dass eine Ansteckung mit dem Chikungunya-Virus in Europa bestätigt wurde. „Damit wird die Provinz Ravenna in Emiglia Romana nun als Verbreitungsgebiet der Erkrankung gelistet“, so das ECDC.

„Wie gefährlich die Situation wirklich ist, trauen sich die Forscher bis jetzt nicht zu sagen“, meint der ECDC-Sprecher Ben Duncan gegenüber pressetext. Obwohl es bekannt ist, dass die Stechmücken auch andere gefährliche Krankheiten wie etwa das West-Nil-Virus, das Dengue-Fieber, die St.-Louis-Enzyphalitis und das Gelbfiebervirus übertragen, sei dies innerhalb Europas nicht geschehen. Es sei theoretisch möglich, dass sich Chikungunya von Norditalien aus über Europa ausbreitet, denn infizierte Moskitos können das Virus in ihre Larven übertragen – das hätten Studien in den Tropen deutlich gemacht. „Daher haben die italienischen Gesundheitsbehörden alle Schritte unternommen, um eine Ausbreitung zu verhindern“, so Duncan. WHO-Experten aus Genf sind der Meinung, dass es kaum möglich sei, die ganze Tigermücken-Population in Italien auszurotten. Ähnliche Versuche in Frankreich seien gescheitert. „Ob es zu einem weiteren Ausbruch kommt, wird man daher erst im kommenden Sommer feststellen können“, meint Duncan. Im Winter werde ein Großteil der Stechmücken sterben. „Da es kein Vakzin gegen Chikungunya gibt, ist die einzige Möglichkeit einem Ausbruch entgegenzuwirken, eine wirksame Bekämpfung der Stechmücken.“ In Bologna haben Mediziner den Auftrag erhalten, spezielle Vorsicht bei Influenza-Fällen zu wahren, denn es könnte sich auch um Chikungunya handeln.

Bisher war die Stechmücke, zunächst in Südostasien heimisch, in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, den Niederlanden, Ungarn und am Balkan aufgetreten. Seit den späten 1970ern ist sie durch den Menschen in Afrika, Amerika und Europa, später auch im pazifischen Raum eingeschleppt worden und inzwischen fast weltweit in tropischen und subtropischen, teilweise auch in warmen gemäßigten Regionen anzutreffen. Trotz des schmerzhaften Bisses galt die Mücke in Europa nicht als Überträger von Krankheiten. Die Experten nehmen an, dass ein Reisender aus Indien die gefährliche Erkrankung nach Italien brachte. „Isolierte Erkrankungsfälle von importiertem Chikungunya sind immer wieder in Europa aufgetreten. Es ist aber das erste Mal, dass eine Krankheits-Übertragung von lokalen Insekten in Europa erfolgt ist“, so der Virologe Herve Zeller vom Institute Louis Pasteur in Lyon.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.ecdc.eu.int

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