Europaweit erster 7-Tesla-Kernspintomograph kommt nach Magdeburg

Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN)

Bundesförderung für Magdeburger Zukunftsprojekte in der Hirnforschung durch konsequente Unterstützung des Landes

Neues Forschungszentrum der Universität und des Leibniz-Instituts erhält Zuschlag für europaweit ersten 7-Tesla-Kernspintomographen

In nur acht Jahren hat sich Magdeburg zu einem der bedeutendsten Standorte der Hirnforschung in Deutschland und Europa entwickelt. Kultusminister Dr. Gerd Harms, der sich für den Ausbau der neurologischen Forschung in Magdeburg auf höchstem Niveau beim Bund nachdrücklich eingesetzt hat, wertet dies auch als einen besonderen Erfolg der Forschungspolitik des Landes. Diese ist gekennzeichnet durch ausgeprägte Schwerpunktbildung und Konzentration der Ressourcen durch Herausbildung effektiver Forschungsprofile auf aktuellen Gebieten sowohl der Grundlagen- als auch der anwendungsorientierten Forschung. Der Aufbau der Hirnforschung in Magdeburg wurde ermöglicht durch konzertierte und nachhaltige Förderung von Bund und Land Sachsen-Anhalt und eine kreative Partnerschaft von Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Leibniz-Institut für Neurobiologie (IfN).

Die internationale Anerkennung dieser erfolgreichen Bilanz findet ihren Ausdruck in zwei neuen Entscheidungen, die der Hirnforschung in Magdeburg völlig neue Möglichkeiten einräumen und Impulse verleihen werden.

Eine internationale Gutachterkommission hat kürzlich der Bundesministerin für Forschung und Bildung empfohlen, Magdeburg und vier weitere Standorte in den alten Bundesländern als Centers of Excellence für die nicht-invasive Bildgebung des Gehirns auszubauen. Die Förderung beinhaltet u. a. die Anschaffung eines Hochleistungsrechners und jährlich 500.000 EURO für Personalmittel (Koordinator Prof. Hans-Jochen Heinze, Klinik für Neurologie II).

Die neue auf Supraleitung beruhende Bildgebungstechnologie der funktionellen Kernspintomographie und Magnetenzephalographie ermöglicht es, die Arbeit von Nervenzellen und ihre Störungen in jedem Winkel des Gehirns berührungslos und ohne schädliche Nebenwirkungen zu beobachten. Die Techniken beginnen international, die bisher bescheidenen Kenntnisse menschlicher Hirnmechanismen zu revolutionieren. Die Magdeburger Forscher haben daran ihren Anteil mit Entdeckungen, die in den bedeutendsten Journalen publiziert wurden. Bisherige Arbeitsgrundlage sind mehrere dieser Großgeräte, darunter ein Kernspintomograph mit 3-Tesla-Hochfeld, mit dessen Installation bereits 1993 in Deutschland Pionierarbeit geleistet wurde.

Die zweite bahnbrechende Entscheidung stellt Weichen, diese Pionierarbeit auf Weltniveau fortzusetzen. Großräumige Kernspintomographen mit 7 Tesla Feldstärke sind heute technisch beherrschbar und geeignet, die Erforschung des menschlichen Gehirns weiter voranzutreiben. „Deutschland sollte den Aufbau eines solchen Geräts für die Hirnforschung in Angriff nehmen, und das Magdeburger Zentrum ist dafür der geeignetste Ort.“ Dies hat eine Expertenkommission ebenfalls im Bundesministerium vor wenigen Tagen empfohlen. Damit wird Magdeburg der erste Standort in Europa, wo die Möglichkeiten dieser Technologie erkundet werden. Bis zu 10 Mio. EURO werden aus Mitteln der EU, des Landes und des Bundes für dieses Projekt bereitgestellt. Koordinator des Projektes ist Prof. Dr. Henning Scheich, Leibniz-Institut.

Was sind die Hoffnungen? Sicher ist, dass auch schwächere Signale aus dem Gehirn erfassbar werden. Damit sind wahrscheinlich subtilere Verarbeitungsschritte in Hirnstrukturen erkennbar, oder umgekehrt bisher nicht erkennbare Störungen normaler Aktivität diagnostizierbar. Noch wichtiger für Neurologie und Psychiatrie ist die methodische Variante derselben Geräte, die man Spektroskopie nennt. Damit lassen sich durch den Schädel hindurch Moleküle des Hirnstoffwechsels bestimmen, quasi berührungslose Chemie. Erst im Bereich von 7 Tesla werden theoretisch so viele Substanzen gleichzeitig sichtbar, dass man den Hirnstoffwechsel im Detail verfolgen kann. Dadurch ließen sich Fehlsteuerungen und neue Therapiewege, z.B. bei Schlaganfall, Hirnverletzungen, Alzheimer, Epilepsie sowie Schizophrenie und Depression, identifizieren.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Klinik für Neurologie II, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg, Tel. 0391/67 13431, E-Mail: hans-jochen.heinze@medizin.uni-magdeburg.de

Prof. Dr. Henning Scheich, Direktor des Leibniz-Institutes für Neurobiologie (IfN) Brenneckestr. 6, 39118 Magdeburg, Tel. 0391/626 3219, -3329 E-Mail: henning.scheich@ifn-magdeburg.de

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Waltraud Riess idw

Weitere Informationen:

http://www.ifn-magdeburg.de/

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