Röhre frei für alle! – Diagnoselücke soll für Schrittmacherträger geschlossen werden

Lothar Hardwig ist einer von ihnen. Immer wieder litt der Essener in den letzten Jahren unter Schwindel aufgrund von starken Herzrhythmusstörungen. Im Februar 2007 wurde dem 65-jährigen deshalb ein Herzschrittmacher eingesetzt. Das besondere daran: Herr Hardwig ist einer der ersten Patienten, die einen Schrittmacher erhalten haben, der nicht anfällig ist für Störungen durch elektromagnetische Felder. Diese neue Ära in der Medizintechnik wird ihm und anderen Schrittmacherträgern zukünftig im Krankheitsfall neue Wege zu schonenden Diagnosemöglichkeiten eröffnen.

„Die Ursache für Herzrhythmusstörungen kann in einer Erkrankung oder Störung des für Bildung und Weiterleitung von elektrischen Impulsen zuständigen Systems liegen, das die Pumpfunktion des Herzens steuert“, erklärt Dr. Bernhard Küpper, Leiter des Schwerpunktes Herzschrittmachertherapie der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Elisabeth-Krankenhaus. „Durch die Implantation eines Herzschrittmachers ist die Unterstützung oder kontrollierte Korrektur des Systems möglich. Die Geräte sorgen mit elektrischen Impulsen dafür, dass das Herz schnell genug schlägt. Die Verbindung mit dem Herz erfolgt über feine, speziell konstruierte Leiter, so genannte Elektroden, die bis ins Herz reichen. Diese Elektroden und auch die gesamte übrige Elektronik herkömmlicher Schrittmacher reagieren empfindlich auf starke elektromagnetische Felder. Deshalb mussten Ärzte bisher bei Schrittmacherträgern komplett auf magnetresonanztomographische Untersuchungen verzichten.“

Damit sich das ändert, arbeitet derzeit ein interdisziplinäres Team von Essener Kardiologen und Radiologen an einer internationalen Studie über einen neuartigen Herzschrittmacher. Im Rahmen dieser auf zwei Jahre angelegten Forschungsarbeit konnten in der Ruhrmetropole bereits 15 Patienten mit dem Schrittmachersystem ‚Enrhythm MRI’ versorgt werden. „Dieses neue System arbeitet in erster Linie so wie ein herkömmlicher Schrittmacher,“ erklärt der Essener Studienleiter Dr. Küpper. „Das Gerät ist jedoch so konstruiert, dass bei Einhaltung bestimmter Bedingungen während einer Magnetresoanztomographie weder die Elektronik schaden nimmt, noch die Elektroden unerwünschte Ströme ins Herz leiten. Möglich wurde dies durch eine Verminderung des Metallanteils im Gerät und einer Optimierung einzelner Bestandteile des Schrittmachers.“

Erstmals in der Geschichte der Medizintechnologie können nun also auch Herzschrittmacherpatienten wie Lothar Hardwig im Krankheitsfall in die MRT-Röhre geschoben werden. Ein entscheidender Fortschritt, denn die Magnetresonanztomographie ist mittlerweile eines der wichtigsten modernen bildgebenden Verfahren. Ob nun bei der Schlaganfalldiagnostik oder in der Beurteilung eines Bandscheibenvorfalls – mit einer MRT lassen sich Schnittbilder erzeugen, die eine hervorragende Beurteilung des menschlichen Körpers und vieler Organveränderungen erlauben. Und manche Strukturen im Inneren des Menschen – beispielsweise Nerven- und Hirngewebe – werden erst durch diese Untersuchung darstellbar. Durch den Einsatz der innovativen neuen Schrittmachergeneration wird für Schrittmacherträger künftig eine entscheidende Lücke in der Diagnostik geschlossen werden.

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